AOK hält Rabatte als Instrument für noch nicht ausgereizt

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MÜNCHEN (sto). Die Einsparpotenziale der Rabattverträge werden längst nicht vollständig ausgeschöpft. Darauf hat Dr. Christopher Hermann, Mitglied des Vorstandes der AOK Baden-Württemberg, hingewiesen.

Für den verordnenden Arzt bestehe nach wie vor die Therapiefreiheit, "auch wenn sie de facto nicht immer wahrgenommen wird", erklärte Hermann bei einem Symposion der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen (GRPG) in München. "Wir zahlen weiterhin die höheren Preise für alle anderen Produkte, für die es keine Rabattverträge gibt", sagte er. Auch die Kassen hätten einen Versorgungsauftrag für ihre Versicherten. Dazu gehöre, dass auch Arzneimittel erstattet werden, die außerhalb von Rabattverträgen, aus welchen Gründen auch immer, verordnet werden, sagte Hermann.

Die Rabattverträge, die die AOK zum 1. Juni 2009 für insgesamt 63 Wirkstoffe geschlossen hat, umfassen nach Hermanns Angaben ein Volumen von 2,2 Milliarden Euro auf der Basis des Apothekenverkaufspreises. Das Einsparpotenzial liege bei 512 Millionen Euro pro Jahr. Noch höher liege die Rabattierung bei den jetzt geschlossenen Verträgen für 87 Wirkstoffe mit bisher 78 Zuschlägen, die ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro und ein Einsparpotenzial von 350 Millionen Euro haben.

Zugleich widersprach er dem Eindruck, die Hersteller würden "kaputtgespart". Nach dem Vergaberecht seien die Krankenkassen verpflichtet, die "Auskömmlichkeit der Angebote für die Unternehmen" zu prüfen. Aus diesem Grund habe die AOK auch einige Firmen aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen, weil sie nicht in der Lage gewesen seien, nachzuweisen, dass ihre Angebote nicht unter den Herstellkosten lagen, erläuterte Hermann.

Weil die Potenziale der Rabattverträge aus Sicht der AOK "nicht annähernd zu hundert Prozent ausgeschöpft werden", so Hermann, seien die Festbeträge als Rahmen nach wie vor erforderlich. Anders wäre die Situation, wenn es kassenindividuelle Arzneimittellisten gäbe und die Kassen außerhalb solcher Listen nichts mehr erstatten, erklärte Hermann: "Das wäre dann ein echter Wettbewerb im Arzneimittelmarkt". So gesehen seien Rabattverträge lediglich eine Übergangssituation.

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