Bayerischer Hausärztetag

Approbationsordnung: Warum die Reform drängt

Die Reform der Approbationsordnung darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden, fordern Hausärzte. Unterstützung erhalten sie von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

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Ausbildung in einer Lehrpraxis: Wie wohl die Blutdruckwerte des Patienten zu interpretieren sind? (Symbolbild mit Fotomodellen)

Ausbildung in einer Lehrpraxis: Wie wohl die Blutdruckwerte des Patienten zu interpretieren sind? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© auremar / stock.adobe.com

München. Die Corona-Pandemie zeigt einmal mehr, wie wichtig die ambulanten Versorgungsstrukturen sind. „Wir brauchen Sie an unserer Seite“, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Samstag beim Bayerischen Hausärztetag, der wegen der Pandemie rein digital stattfand. Dabei gehe es nicht nur ums Impfen, die Hausärzte leisteten durch ihr besonderes Vertrauensverhältnis zu den Patienten eine unverzichtbare Aufklärungsarbeit.

Eine Versorgungsstruktur, die es laut dem Minister zu stärken gilt. Eine der größten Herausforderungen der Zukunft sei dabei die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung auf dem Land. „Wir brauchen Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung“, so Holetschek. Und einige davon seien bereits im Masterplan Medizinstudium 2020 enthalten. „Deshalb hoffe ich auf eine zügige Änderung der Approbationsordnung“, so der Minister.

BHÄV-Chef Beier: Nicht mit „Phantombuchungen“ auf Zeit spielen

Das sehen die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbands (BHÄV) ähnlich, sie fordern laut dem BHÄV-Vorsitzenden, Dr. Markus Beier, in einem Beschluss die Länder auf, die Reform nun endlich umzusetzen. „Prüfrunden hat dieses Projekt schon genug gesehen“, stellte Beier bei der digitalen Mitgliederinformationsveranstaltung am Samstag klar.

Doch um die Reform der Approbationsordnung oder besser ihre Kosten tobt derzeit ein Streit. Der Grund: Die Fakultäten gehen davon aus, dass die Reform die Länderhaushalte mit Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe belasten wird. Es dürfe nicht mit „Phantombuchungen“ auf Zeit gespielt werden, mahnte Beier.

5900 versus 40.000 Euro

400 bis 500 Millionen Euro mehr im Jahr benötigten die Universitäten nach der Umstellung, hatte der Medizinische Fakultätentag (MFT) vorgerechnet. Auf den Medizinstudienplatz heruntergebrochen seien das bis 40.000 Euro. Die Allgemeinmediziner hingegen kommen für sechs Jahre pro Studierenden auf nur 5940 Euro. Das hatte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM), Professor Martin Scherer, erst kürzlich in der „Ärzte Zeitung“ erläutert. Nun sei das Bundesratsverfahren entscheidend, sagte er am Samstag beim Bayerischen Hausärztetag. Die Länder haben es also in der Hand. Dabei räumte Scherer mit dem Vorurteil auf, die Hausärzte könnten nicht ausreichend Lehrpraxen für die „praktischer werdende“ Medizinerausbildung bereitstellen. „Wir haben bereits jetzt 6500 akkreditierte Lehrpraxen.“

Sollte die Reform den Bundesrat passieren, könnte die Umsetzung der neuen Ausbildung in zwei bis fünf Jahren stehen, kündigte Scherer an. „Wir sind darauf vorbereitet.“ Er geht davon aus, dass ein signifikanter Anteil der Studierenden ihr Praktisches Jahr (PJ) in der hausärztlichen Versorgung absolvieren wird. Auf einen feste Prozentsatz wollte er sich indes nicht festlegen.

Ein wertvoller Blick in die ambulanten Strukturen

Neben der Stärkung der hausärztlichen Versorgung hat die Reform der Approbationsordnung nach Meinung von Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KV Bayerns, noch einen Vorteil: Die angehenden Mediziner lernen schon früh die Feinheiten der ambulanten Strukturen kennen. „Der Weg in die Praxis aus der Klinik heraus ist ein Sprung, den viele nicht so ohne weiteres schaffen“, berichtete er aus dem KV-Alltag. Das Medizinstudium könnte also künftig noch besser auf die unterschiedlichen Karrierewege und möglichen beruflichen Laufbahnen vorbereiten. (reh)

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