Psychotherapeuten

Ausbildung auf Kosten der Arzttöpfe?

Der SpiFa fürchtet, dass die Neuausrichtung der Psychotherapeutenausbildung die niedergelassenen Ärzte gleich mehrfach belastet.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Reform der Psychotherapeutenausbildung sorgt erneut für Unmut in der Ärzteschaft: Wie der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) berichtet, soll noch im Dezember ein Referentenentwurf vorgelegt werden, über den „ein neuartiges psychologisches Versorgungssystem“ umgesetzt werden solle.

Keinesfalls handele es sich um eine „Direktausbildung Psychotherapie“, so der Verband. Es solle vielmehr in zwei Stufen ein Psychologe unterhalb des Niveaus eines heutigen klinischen Psychologen ausgebildet und auf der Grundlage von drei Semestern Lehrinhalten eines Masterstudiums heilkundlich approbiert werden. „Er soll explizit keine Psychotherapie durchführen können, aber flächendeckend überall tätig werden können“, moniert der Verband.

Vorbei an der Öffentlichkeit

Was dem SpiFa aber vielmehr aufstößt: Es gebe Hinweise, dass der Entwurf zügig durch den parlamentarischen Beratungsprozess gebracht werden soll, noch fehle dazu aber ein Meinungsbildungsprozess in der Fachöffentlichkeit.

„Wir sind um die Auswirkungen auf das KV-System besorgt“, sagt SpiFa-Hauptgeschäftsführer Lars F. Lindemann. Dabei stört sich der Verband auch daran, dass aus seiner Sicht die niedergelassenen Haus- und Fachärzte über die Morbiditätsbedingte Gesamtvergütung (MGV) künftig zur Finanzierung der Weiterbildung von Psychologen herangezogen werden sollen.

GMK hatte Entwurf eingefordert

Dabei kommt es nicht ganz überraschend, dass ein Referentenentwurf ins Haus steht. Denn im Juni hatte die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) das Bundesgesundheitsministerium per Beschluss aufgefordert, zügig einen Gesetzentwurf vorzulegen, um die Ausbildung zum Psychotherapeuten strukturell den anderen akademischen Heilberufen anzupassen. Dabei sprach sie sich ausdrücklich auch für die Fachweiterbildung nach dem Studium aus.

Der SpiFa fordert nun, dass der Einfluss des Gesetzentwurfs auf die ärztliche Muster-Weiterbildungsordnung juristisch bewertet werden solle. Bereits der 121. Deutsche Ärztetag hatte im Mai in Erfurt die Reform, die eine Analogie zum Medizinstudium samt Weiterbildung vorsieht, abgelehnt, da die Delegierten die Einführung eines Parallelberufes zum Arzt fürchteten. Dagegen liefen gleich vier große Psychotherapeutenverbände Sturm (wir berichteten). (reh)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Große Datenbankanalyse

Schwindel als mögliches Warnsignal für Alzheimer

Praxen beleben das Geschäft

Der richtige Standort für die Arztpraxis: Das ist wichtig

Lesetipps
Mann greift sich an die Brust.

© andranik123 / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?