Bundeswehr

Bedingt abwehrbereit durch fehlende Ärzte

Die Bundeswehr findet nicht ausreichend Ärzte und Assistenzkräfte. Der Personalmangel nagt an der Motivation der Truppe.

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Vor allem Allgemeinärzte fehlen den Truppen der Bundeswehr. © picture-alliance / dpa

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BERLIN. Die Verhältnisse im Sanitätsdienst der Bundeswehr schildert der Wehrbeauftragte des Bundestages Hans-Peter Bartels (SPD) als prekär. Im Jahresbericht für 2016, den der Wehrbeauftragte am Dienstag vorgestellt hat, beklagt er eine "extrem hohe Belastung des Personals", die ein "Unsicherheitsfaktor für die medizinische Leistungserbringung" sei.

Am strukturellen Personaldefizit, das schon in früheren Berichten beklagt worden ist, habe sich wenig geändert. Auf dem Papier höre sich der durchschnittliche Besetzungsgrad der Dienstposten im Sanitätsdienst mit 90 Prozent zufriedenstellend an. In der Praxis seien nur 85 Prozent der Kräfte verfügbar. In manchen regionalen Sanitätseinrichtungen fehle sogar die Hälfte des Personals.

Das gilt insbesondere für Allgemeinmediziner in der Truppe. Diese könnten nur sehr begrenzt durch zivile Vertragsärzte ersetzt werden, schreibt Bartels. In den Bundeswehrkrankenhäusern fehlten zudem 150 Fachärzte, im Jahresbericht 2015 war von 300 fehlenden Fachärzten die Rede. Durch Seiteneinsteiger lasse sich die Lücke nicht schließen, mahnte Bartels. "Erforderlich ist wohl ein weiter verbessertes Besoldungsangebot."Zusätzlich dezimiert wird die Sanitätstruppe durch jährlich 30 bis 40 Kriegsdienstverweigerer – rund die Hälfte dieser Gruppe bestehe aus Sanitätsoffiziersanwärtern.

Die Stimmung im Sanitätsdienst beschreibt Bartels als getrübt: "Tiefgreifende Verunsicherung und Sorge um die dienstliche Zukunft" bei einem Großteil des Personals sei die Folge. Dies gilt insbesondere beim Assistenz- und Pflegepersonal. So habe der Fachkräftemangel bei Operationstechnischen Assistenten "eine neue Dimension erreicht", heißt es.

Bei Notfallsanitätern sei ein Viertel der Dienstposten nicht besetzt. Damit sei der "Grundbetrieb in den Sanitätsregimentern (...) nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet". In den Bundeswehrkliniken müssten Abteilungen zeitweise geschlossen und Operationenzahlen reduziert werden. Dies sei für das Renommee der Kliniken "fatal", so Bartels.

Die Häuser spezialisierten sich immer mehr zu regionalen Traumazentren oder auf die Akut- und Notfallmedizin. Andere Fachgebiete wie die Nuklearmedizin würden zur Kosteneinsparung "mehr und mehr aufgegeben". Dadurch stehe bestimmte Expertise nur noch in Kooperation mit zivilen Kliniken zur Verfügung. (fst)

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