Binnen drei Jahren verbuchen Ärzte fünf Milliarden Euro Plus

Sind die Klagen über zu knappe Budgets oder zu geringe Einkommen der niedergelassenen Ärzte berechtigt? KBV-Chef Dr. Andreas Köhler behauptet genau das Gegenteil und belegt dies durch konkrete Zahlen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. Es ist für Interessenvertreter eine heikle Sache, über Erfolge zu reden, vor allem in Krisenzeiten. Doch der Erfolg, den die KBV und ihr Chef Dr. Andreas Köhler in den Verhandlungen um das Wettbewerbsstärkungsgesetz im Herbst und Winter 2006/2007 erzielt haben, trägt nun für die Vertragsärzte fette Rendite.

Zum einen grundsätzlich: Die Honorarentwicklung, die seit 1993 an das - bescheidene - Wachstum der Grundlohnsumme angebunden war, wird seit 2009 an die zunehmende Morbidität der Bevölkerung geknüpft. Es gibt zwar Budgets, aber deren Zuwachs bemisst sich an der erwarteten zusätzlichen Arbeit für Ärzte.

Im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" sagte Köhler, er sehe keinen Spielraum, dass sich an diesem Prinzip etwas ändern sollte, auch wenn die derzeit komplexe, schwer nachvollziehbare Honorarverteilung in einer weiteren Reform noch einmal überarbeitet werden sollte.

Zum zweiten zeigen die nun vorliegenden Abrechnungsergebnisse, dass ein großer Teil der Vertragsärzte den von ihnen beklagten Rückstand beim Honorar aufgeholt haben.

Köhler: "Die Endabrechnung für das erste und zweite Quartal 2009 ist jetzt fertig. Die Ärzte können zufrieden sein, denn der Zuwachs ist größer als gedacht."

Statt eines von der Politik zugesagten Honorarwachstums von 2,5 Milliarden Euro zwischen 2007 und 2009 sei ein Zuwachs von 3,4 Milliarden Euro realisiert worden. Weitere 1,7 Milliarden Euro seien mit den Krankenkassen für das laufende Jahr ausgehandelt worden.

Das ergibt einen Zuwachs von 5,1 Milliarden Euro oder gut 20 Prozent innerhalb von drei Jahren. Da die Praxiskosten in dieser Zeit nicht in gleichem Ausmaß gestiegen sind, verbleibt der wahrscheinlich größere Teil des Umsatzzuwachses als Gewinn bei den Vertragsärzten persönlich.

Köhler: "Ich habe noch nie eine Vergütungsreform durchgeführt, bei der es so viele Gewinner gab. Diese Gewinner schweigen aber." Es gebe aber auch eine riesige Unzufriedenheit weniger Verlierer.

Mit Blick auf den Ärztemangel sagt Köhler: "Geld ist nicht das grundsätzliche Problem." Wichtiger sei vielmehr die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Infrastruktur in von Ärztemangel bedrohten Regionen. Dies könne nur gemeinsam mit den betroffenen Ländern und Kommunen gelöst werden.

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Kommentare
Dipl.-Med Peter Sturm 04.02.201014:35 Uhr

Honorarzuwachs für wen?

Ich kann das Gerede von angeblichen Honorarzuwächsen nicht mehr hören. Offenbar unterscheidet man zwischen wichtigen und unwichtigen Krankheiten, und je nachdem welcher Arzt welche Krankheiten behandelt, wird das Geld verteilt. Die einen bekommen die Möglichkeit, außerhalb der Regelleistungsvolumina zusätzliche Geldquellen anzuzapfen, die anderen müssen 95% ihres Kassenumsatzes aus den Regelleistungsvolumina erwirtschaften, da sie diese Möglichkeit nicht haben. Und die reichen für eine leitliniengerechte Diagnostik und Therapie schon lange nicht mehr aus. Die Zuwächse aus den ersten beiden Quartalen 2009 werden vielerorts durch die Kürzung der RLV ab 3/09 mehr als aufgefressen. Es wird höchste Zeit, daß unsere Berufsfunktionäre konkret mitteilen, wohin die Honorarzuwächse warum gehen und was sie dagegen unternehmen wollen, den von Schmidt und Lauterbach eingeleiteten Aushungerungsprozeß der Gebietsärzte zu beenden.
Peter Sturm, HNO-Arzt aus Perleberg(Brandenburg)

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