Kommentar
Das Delegieren des Problems hilft nicht
Schieflagen in der Versorgung sind nicht neu, sorgen aber immer wieder für Gesprächsstoff: In Bezirken mit vielen Privatpatienten ist die Praxisdichte höher, in sozial schwachen Stadtteilen geringer. Auch die Krankenkassen haben erkannt, dass Ärzte für eine Ansiedlung in weniger attraktiven Regionen Anreize brauchen.
Der Ansatz von Hamburgs Ersatzkassenchef Günter Ploß ist aus ärztlicher Sicht aber nicht akzeptabel: Der finanzielle Anreiz kann nicht, wie von Ploß gefordert, aus der Gesamtvergütung der Ärzte kommen. Denn das Verschwinden der Praxen aus sozial schwachen Bezirken zeigt, dass die GKV-Einnahmen allein vielleicht für die Existenz, aber nicht für ein als angemessen empfundenes Honorar ausreichen. Doch auch die isolierte Forderung nach einem Zuschuss der Kassen greift zu kurz - und wird wohl kaum realisiert.
Wichtig ist, dass Partner einer Selbstverwaltung nicht einseitig auf ein Einlenken warten, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen. Dazu können auch andere Akteure ins Boot geholt werden. In Flächenländern mit vergleichbaren Problemen sitzen die Landräte und Bürgermeister längst mit am Tisch, wenn es um die ambulante Versorgung geht. Metropolen wie Hamburg könnten dabei von ihren Nachbarn lernen.
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