Drogensüchtig und alt - wie soll das Leben weitergehen?

Für drogensüchtige alte Menschen gibt es nur wenig spezielle Pflegeangebote. Eine Befragung soll zeigen, was den Betroffenen bei der Versorgung wichtig ist.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Suchtkrank im Alter und obendrein obdachlos? In NRW wollen Experten jetzt herausfinden, welche Angebote wirklich helfen.

Suchtkrank im Alter und obendrein obdachlos? In NRW wollen Experten jetzt herausfinden, welche Angebote wirklich helfen.

© Volker Gerstenberg / fotolia.com

KÖLN. Die Aids-Hilfe Essen und die Organisation Suchthilfe Direkt wollen herausfinden, wie sich Drogenabhängige ihr Leben im Alter vorstellen und welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben. Dafür planen sie eine Befragung von 300 Substitutionspatienten und anderen von illegalen Drogen abhängigen Menschen.

Wissenschaftliche Unterstützung bei der Entwicklung der Fragebögen erhalten sie dabei von Professor Norbert Scherbaum von der Essener Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin. Schirmherr des Projekts ist der Schauspieler Charles M. Huber, bekannt aus der ZDF-Krimiserie "Der Alte".

Die medizinische Versorgung von Abhängigen hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert - die Lebenserwartung steigt. "Es ist jedoch schwierig, die Betroffenen in reguläre Alten- und Pflegeheime zu geben, da sie andere Bedürfnisse haben", sagt André Bußkamp von der Aids-Hilfe Essen.

Alternde Suchtpatienten stehen vor dem Problem, dass es nur unzureichende Versorgungs- und Pflegeangebote für ihre spezielle Lebenssituation gibt.

"Bei vielen steht nicht mehr die Wiedereingliederung in die Gesellschaft im Mittelpunkt, sie sind aber auch noch nicht vollständig pflegebedürftig", sagt Bußkamp. Um die Versorgung zu verbessern, sei es an der Zeit, die Abhängigen selbst nach ihren Bedürfnissen zu fragen.

Davon sind die Initiatoren des Projekts überzeugt. "Mit der Untersuchung wollen wir die Betroffenen in die Gestaltung ihrer künftigen Versorgung miteinbeziehen", sagt Bußkamp. Auf dieser Basis könnten dann gemeinsam mit den Kostenträgern spezielle Pflege- und Suchthilfekonzepte entwickelt werden.

Bußkamp glaubt, dass es künftig wichtiger wird, die individuellen Lebensläufe der Abhängigen in die Versorgung einzubeziehen. "In vielen Einrichtungen wird verlangt, dass die Klienten clean sind, bevor sie einziehen können", sagt Bußkamp. "Das ist aber bei einem älteren Menschen, der seit 30 Jahren obdachlos und abhängig ist, einfach unrealistisch."

Die Ergebnisse ihrer Befragung wollen die Aids-Hilfe Essen und die Suchthilfe Direkt auch anderen Einrichtungen für Suchtkranke zur Verfügung stellen.

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