Kongress Pflege 2026

Wie sich das Gesundheitspersonal vor zunehmender Gewalt schützen lässt

Aggressionen gegen Pflegekräfte und Ärzte – vor allem in Notfallambulanzen – nehmen zu. Beim Kongress Pflege Ende Januar in Berlin fragen Experten: Wie erkennen, wie reagieren und vor allem – wie verhindern wir das?

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Tatort Notaufnahme: Verbale und auch körperliche Übergriffe auf Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte nehmen zu.

Tatort Notaufnahme: Verbale und auch körperliche Übergriffe auf Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte nehmen zu.

© Jan Woitas/dpa

Berlin. Der Beispiele gibt es viele: Ein betrunkener Mann in der Notaufnahme wird gegenüber einer Pflegefachperson anzüglich, ein anderer Patient handgreiflich, weil er sofort einen Arzt sehen will. Eine an Demenz erkrankte Bewohnerin in einer Einrichtung bespuckt einen Pfleger, ein Pfleger schreit eine inkontinente Bewohnerin an.

Gewalt in Pflegeeinrichtungen und Kliniken geht in zwei Richtungen: gegen die Beschäftigten, ausgehend von den zu Pflegenden oder ihren Angehörigen, aber auch umgekehrt gegen Patienten und Bewohner ausgehend vom Gesundheitspersonal. Es sind Vorgänge, die sich mitunter still und leise abspielen: Essen hinstellen ohne nötige Hilfestellung, beim Waschen grob anfassen, mit Medikamenten ruhigstellen.

Verbale Übergriffe, körperliche Angriffe

Beunruhigend: Gut die Hälfte der Beschäftigten im Gesundheitswesen hat innerhalb von zwölf Monaten verbale Übergriffe erlebt, knapp ein Viertel körperliche Angriffe, hat eine Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung von 2024 ergeben.

Der Jahresstart für die professionelle Pflege

Wie man Gewalt von beiden Seiten erkennt, begegnet und verhindert: Darum geht es unter anderem beim Kongress Pflege 2026. Springer Medizin und Springer Pflege veranstalten den Kongress zusammen mit dem Deutschen Pflege-Recht-Tag am 30. und 31. Januar 2026 in Berlin. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat ihre Teilnahme an der Eröffnung des Kongresses zugesagt. Erwartet werden rund 1700 Teilnehmer. Weitere Informationen

Eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bestätigt den Negativtrend: 66 Prozent der Häuser geben demnach an, dass die Zahl der Übergriffe gegen Klinikbeschäftigte gestiegen ist.

42 Prozent berichten von einem mäßigen Anstieg, 22 Prozent von einem deutlichen. 95 Prozent verzeichnen Übergriffe in der Notaufnahme. Abgefragt wurden von Anfang Mai bis Mitte Juli 2025 insgesamt 376 Krankenhäuser. „Wenn Pflegekräfte angegriffen werden, trifft es vor allem Frauen, denn der Pflegeberuf ist noch immer hauptsächlich weiblich besetzt“, sagt DKG-Vize Professor Henriette Neumeyer.

„Einrichtungen brauchen ein Schutzkonzept“

Martina Röder, Geschäftsführerin des Deutschen Pflegeverbands (DPV), sieht die Träger der Einrichtungen bei der Prävention von Gewalt in der Pflicht. „Einrichtungen brauchen ein Schutzkonzept, das eine Meldestelle, Leitlinien sowie Schulungen umfasst“, sagt Röder, die die Senioreneinrichtung Neanderklinik Harzwald GmbH leitet.

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Schutz vor Gewalt sei ein Qualitätsmerkmal: „In unserer Einrichtung gibt es neben dem üblichen Beschwerdemanagement einen konkreten Wertekompass, der jedem neuen Mitarbeitenden verpflichtend vorgestellt, täglich gelebt und regelmäßig evaluiert wird.“

Rechtsanwalt Hubert Klein aus Bonn benennt die rechtliche Verantwortung auf allen Führungsebenen. „Diese Gewaltvorgänge sind, egal aus welcher Richtung, schlichtweg Straf- und Haftungstaten – von der Beleidigung bis hin zu Tötungsdelikten.“ Klein ergänzt: „Die Delikte entstehen nicht nur durch Tun, sondern auch durch Unterlassen auf Leitungsebene.“

Schulungen in Desekalation

Die gute Nachricht – bezogen auf die Krankenhäuser: Laut DKI-Abfrage haben die meisten Kliniken auf das Problem der Gewalt gegen Ärzte und Pflegekräfte reagiert: 77 Prozent schulen Beschäftigte, die in besonders von Gewalt betroffenen Bereichen tätig sind, in Deeskalation.

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Niedersachsens Gesundheitsminister und Arzt Dr. Andreas Philippi (SPD), der eine Initiative der Länderkammer zum besseren Schutz von Beschäftigten im Gesundheitsbereich eingebracht hat, wird bei dem Thema grundsätzlich: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst und Bedrohung den Alltag in den Kliniken und Praxen bestimmen.“ (hom)

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