EU-Kommissar kritisiert Schmidt scharf

BERLIN (ble). Ungeachtet von Kritik aus den Mitgliedsstaaten und dem Europaparlament hält der Industriekommissar der Europäischen Union, Günter Verheugen, daran fest, Pharma-Unternehmen zu ermöglichen, Patienten direkt über ihre Produkte zu informieren.

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Will Pharmafirmen Produktinfos für Laien erlauben: EU-Industriekommissar Günter Verheugen.

Will Pharmafirmen Produktinfos für Laien erlauben: EU-Industriekommissar Günter Verheugen.

© Foto: dpa

"Ich bin der Meinung, dass der Patient das Recht hat, zu erfahren, was es an Angeboten gibt, die ihm helfen können, und auch darüber mitzureden, was für ihn das Beste ist", sagte Verheugen auf der Hauptversammlung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Berlin. Niemand habe das Recht, den Bürgern gerade in so einem zentralen Lebensbereich wie der Gesundheit Informationen vorzuenthalten.

Viele Patienten informierten sich bereits heute auf Internetseiten von Anbietern außerhalb der EU über Innovationen, sagte Verheugen. Dabei seien die Grenzen zwischen Information und Werbung für Viele nur schwer zu erkennen. Zudem könnten sich momentan nur jene Menschen über Arzneien informieren, die Zugang zum Internet hätten und Englisch könnten.

Viele Patienten fragten ihre Ärzte daraufhin: "Warum kriege ich das nicht?", so Verheugen. "Diese Frage: ,Warum kriege ich das nicht?‘, das ist die Frage, die die Gesundheitsminister erschreckt", sagte er. Die Gesundheitspolitiker der Mitgliedsstaaten wollten keine Patienten, die nach dem besten Produkt fragten.

Verheugen sagte, er werde im Herbst einen Gesetzesvorschlag zur Produktinformation vorlegen. Er habe sich entschlossen, diese Auseinandersetzung zu führen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt warf er indirekt vor, Pharma-Unternehmen des Betrugs an den Patienten zu bezichtigen, indem sie "ethische Gründe" für ihre Ablehnung zur Produktinformation anführe.

"Die Gesundheitsministerin eines großen europäischen Landes hat mit großer Geste erklärt: ‚Mein Land wird es selbstverständlich aus ethischen Gründen niemals erlauben, dass Informationen direkt vom Hersteller zum Patienten gelangen.‘ Mit anderen Worten, sie unterstellt Ihnen, dass Sie mit Ihren Informationen die Leute betrügen wollen", so Verheugen an die Adresse der BPI-Unternehmer. In Wahrheit stecke dahinter die Angst, der informierte Patient könnte sich nicht damit zufriedengeben, was sich die Gesundheitsbürokratie für ihn ausgedacht habe.

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