Neue Führerschein-Richtlinie

EU schreibt keine Gesundheitstests für ältere Autofahrer vor

In der EU wird es neue Regeln für Führerscheine geben. Verpflichtende Gesundheitstests für Senioren sind vom Tisch. In Deutschland atmet man auf: Sie hätten das Gesundheitssystem ins Wanken gebracht, sagt ein EU-Abgeordneter.

Veröffentlicht:
Mann beim Sehtest, während eine Frau auf Buchstaben auf einer Tafel hinweist.

Fit und sehkräftig genug fürs Autofahren? Verbindliche Tests für Senioren wird es in Deutschland wohl weiterhin nicht geben.

© Seventyfour / stock.adobe.com

Brüssel. Monatelang und ganze Nächte hindurch haben die EU-Spitzen über verpflichtende Gesundheitstests für ältere Autofahrer gestritten. Am Ende blieb von den Forderungen, nach denen Senioren regelmäßige Untersuchungen durchführen sollen, aber kaum noch etwas übrig in der Überarbeitung der EU-Führerscheinrichtlinie.

Vielmehr einigten sich das Europaparlament und das Gremium der 27 Mitgliedstaaten in der Nacht auf Dienstag final darauf, dass es den EU-Ländern überlassen bleiben soll, ob sie obligatorische Checks bei der Ausstellung und Verlängerung der Fahrerlaubnis einführen wollen. „Es muss überprüft werden, nur das Wie legen die Mitgliedstaaten fest“, sagte die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus und nannte als Beispiele die Möglichkeiten einer amtsärztlichen Untersuchung oder den Besuch beim Hausarzt. „Oder man kann eben sagen: ‚Hier, da hast du einen Fragebogen‘.“ Allzu überzeugt schien sie nicht.

Widerstand aus Deutschland vor allem

Dabei kam der Widerstand gegen die Pflicht auf medizinische Tests vorneweg aus Deutschland. Während es in Spanien, Dänemark, Italien oder in den Niederlanden entsprechende Vorgaben für Senioren bereits gibt, wehrte sich die Bundesregierung wie auch der Großteil der deutschen EU-Abgeordneten vehement gegen solche Pläne.

Und so dürfte es in der Bundesrepublik künftig weiterhin ausreichen, wenn beispielsweise ein 85-jähriger Mann dem Antrag auf die Erneuerung seiner Fahrerlaubnis eine Selbsteinschätzung beilegt, in der er versichert, fit zu sein. „Statt Bevormundung und unnötige Bürokratie haben Pragmatismus und Vertrauen in die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen gesiegt“, sagte der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke. Der liberale Europaparlamentarier Jan-Christoph Oetjen sprach von einem „richtigen Ansatz“. Verpflichtende Tests „hätten unser ohnehin überlastetes Gesundheitssystem ins Wanken gebracht“.

Zu den Neuerungen der Richtlinie gehört, dass bis 2030 in allen Mitgliedstaaten ein digitaler Führerschein ausgestellt werden muss, der EU-weit anerkannt wird. Damit wandert auch die Fahrerlaubnis ins Smartphone, wobei Paulus betonte, dass es weiterhin eine Wahlmöglichkeit gibt. Wer will, kann auf Anfrage einen Führerschein in Scheckkartenform erhalten. (kap)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Eszopiclon verbesserte signi?kant beide polysomnographisch bestimmten primären Endpunkte: Schla?atenz (a) und Schlafe?zienz (b)bei älteren Patienten mit chronischer primärer Insomnie (jeweils p0,05)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziet nach [20]

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung