Innovationen im GBA

Fachaufsicht? Das widerstrebt nicht nur der BÄK

Veröffentlicht:

BERLIN. Es hagelt weiter Kritik an Spahns Plänen, über das Implantateregistergesetz die Fachaufsicht über Entscheidungen zur Aufnahme neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der ambulanten Versorgung übernehmen zu wollen. Die geplanten staatlichen Eingriffe seien „systemfremd“, monierte die Bundesärztekammer (BÄK) am Freitag.

Mit Blick auf die öffentliche Anhörung des Gesetzesentwurfs im Gesundheitsausschuss des Bundestages an diesem Montag warnt die Kammer davor, dass damit die Arbeitsprinzipien des deutschen Gesundheitswesens und die Rolle der Selbstverwaltung in Frage gestellt würden.

Auch zu Wort meldete sich am Wochenende die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: Die Partei fürchtet eine Beeinträchtigung des Patientenschutzes durch die mögliche Neuregelung.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plane über nötige Beschleunigungen bei den Verfahren im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) hinaus einen Generalangriff auf die bisherige Bewertungspraxis, so Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen. „Was als Patienteninteresse daherkommt, dient in dieser Form in Wahrheit eher den Interessen der Hersteller von Medizinprodukten und medizinischen Hilfsmitteln.“

Hintergrund ist ein vom Kabinett auf den Weg gebrachter Entwurf. Mit dem Gesetz will Spahn auch schnellere Entscheidungen erreichen, dass neue Behandlungsmethoden von der Kasse bezahlt werden. Dafür soll der GBA künftig unter anderem nach zwei statt drei Jahren fertig sein.

Und es soll verpflichtend eine Erprobung beschlossen werden, wenn ein Potenzial einer Methode festgestellt wird. Klein-Schmeink warnte vor zu kurzen Fristen dafür. Belastbare wissenschaftliche Ergebnisse über Nutzen und Risiko der Methode seien nicht mehr möglich.

GKV warnt vor Risiken schneller Therapieeinführung

Auch die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hatten vor Risiken gewarnt. „Es macht keinen Sinn, eine neue Behandlungsmethode schnell einzuführen, wenn das Verhältnis von Nutzen und Risiko unbekannt ist“, mahnte die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer.

Wenn Erprobungsstudien von einer Kann-Regelung zur Pflicht würden, sei aber zu befürchten, dass künftig reine Anwendungsbeobachtungen die bisher geforderten qualitativ hochwertigen Studien ersetzen könnten, so Pfeiffer.

Die BÄK sieht beim geplanten Implantateregister-Errichtungsgesetz indes noch an anderer Stelle Handlungsbedarf: Bei Verwendung eines nicht vom Hersteller in der Produktdatenbank registrierten Implantats soll der Vergütungsanspruch der Gesundheitseinrichtungen künftig entfallen und hierfür ein komplexes bürokratisches Verfahren eingeführt werden.

Ärzte und Krankenhäusern verwendeten jedoch nur solche Implantate, die in Verkehr gebracht worden sind, so die BÄK. „Die Verantwortung zur Registrierung vor Inverkehrbringen liegt also beim Hersteller und nicht etwa bei den Gesundheitseinrichtungen“, stellt die Kammer in einer Mitteilung klar. (reh/dpa)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gemeinsamer Bundesausschuss

Therapiefortschritt bei Beta-Thalassämie

Innovationsfondsprojekt „STATAMED“

Ambulant und stationär auf Augenhöhe

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung