Der Standpunkt

Gegen den Ärztemangel: Von der Idee zum Konzept

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Wer die Versorgungsprobleme der Zukunft lösen will, darf nicht warten, bis ihn die Probleme einholen. Das mag sich Philipp Rösler gedacht haben, als er in diesen Tagen die nächste gesundheitspolitische Debatte losgetreten hat. Und dabei geht's ausnahmsweise nicht um das Prämienmodell. Nein, es geht um die Erkenntnis, dass Ärzte in Kliniken und Praxen knapp werden. Und dass vielerorts die Arbeitsbedingungen nicht stimmen und damit die Unzufriedenheit unter Medizinern wächst - jedes Argument für sich genommen, ein Grund mehr, nicht mehr in dem erlernten Beruf tätig sein zu wollen.

Wenige Wochen vor dem Deutschen Ärztetag in Dresden nimmt sich Rösler des Themas Ärztemangel an. Dabei lehnt er sich mit seinen Vorschlägen zum Studieneintritt ohne Numerus clausus und zur Weiterentwicklung des Vertragsarztrechtsänderungsgesetz weit aus dem Fenster - für viele zu weit.

Die aktuelle Diskussion um die Einführung einer Gesundheitsprämie - klein oder groß, schrittweise oder als großer Wurf - gerät dabei in den Hintergrund. Ebenso wie die Ankündigung für ein restriktives Gesetz zur Begrenzung der Arzneimittelausgaben. Vor allem letzteres Vorhaben hat Rösler in diesen Tagen die Kritik der CDU-Mittelstandsvereinigung eingebracht.

Mit dem Thema Ärztemangel geht Rösler innerhalb der Koalition in die Offensive. Er schreckt dabei auch nicht vor unkonventionellen und eigentlich FDP-untypischen Vorschlägen zurück, wenn von Quoten oder zentraler Steuerung die Rede ist. Ein gefundenes Fressen für Bedenkenträger, die sich prompt zu Wort melden. Das war nicht anders zu erwarten. Ätzend ist jedoch die Dauerkritik aus den eigenen Reihen, wenn etwa Bayerns Minister für Durchblick und Realitätsnähe, Markus Söder, dem Minister Realitätsferne vorwirft.

Fakt ist, die Diskussion ist eröffnet und die Ärzte sind aufgefordert, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Klar ist jetzt schon, dass Röslers Ideen nur Teile eines Gesamtkonzepts sein können. Ohne finanzielle Anreize und ohne neue Regeln für die Bedarfsplanung, an der Krankenhäuser, KVen und Kommunen beteiligt werden müssen, wird man kaum dem drohenden Ärztemangel auf dem Land begegnen können.

Wolfgang van den Bergh ist Chefredakteur der Ärzte Zeitung. Schreiben Sie dem Autor eine E-Mail

Lesen Sie auch: Ärztekammer-Vize nennt Rösler-Vorschlag vernünftig

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Kommentare
Florian Diaz Pesantes 08.04.201022:37 Uhr

Gegen den Aerztemangel

Sehr geehrter van den Bergh,

was auch immer sich die Bundesregierung als Konzept ausdenkt, mal angenommen, dass Minister Roeslers Debattenanstoss nicht nur eine Spindoktorenfinte ist, um von derPraemiendiskussion wegzukommen, ich wuerde als Arzt den Schalmeienklaengen nicht trauen.

Wenn man erstmal niedergelassen ist, kommt man nicht mehr unbeschadet raus, und eine Reform jagt die naechste, was auch immer man den Aerzten verspricht, es kann schnell wieder einkassiert werden. Vergessen wir nicht, dass die GKVen und die Klinikkonzerne unsere Gegner sind, und als Verbuendeten die gesamte Sozialgerichtsbarkeit haben. Den Gesundheitspolitikern sollte man gesundes Misstrauen entgegenbringen, seit Seehofer ist die Fairness uns gegenueber abgeschafft und es regiert die Unredlichkeit .

Mit freundlichen Gruessen aus dem englischen Exil
Florian Diaz Pesantes

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