Bundesweites Netzwerk

Gesundheit – "Kernaufgabe der Kommunen"

Fachleute im Netzwerk "Gesunde Städte" suchen neue Wege, um Bürger für die Gesundheitsförderung vor Ort zu gewinnen.

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:

MARBURG. Das Netzwerk "Gesunde Städte", in dem sich bundesweit 81 Kommunen, darunter 42 Großstädte, zusammengeschlossen haben, sucht nach neuen Wegen, um die Bürgerbeteiligung in der Gesundheitsförderung voranzubringen. Dazu trafen sich rund 200 Fachleute aus ganz Deutschland und angrenzenden Ländern zu einem Symposium in Marburg. "Gesundheit ist eine Kernaufgabe der Kommune", betonte der Arzt und Marburger Oberbürgermeister, Dr. Thomas Spies. Die Städte sorgten für Sportplätze und Schwimmbäder, für saubere Luft und intelligente Verkehrsführung, für Bio-Essen in Kindergärten und Fahrradverleihsysteme.

Wie Partizipation in der Gesundheitsförderung vor Ort organisiert wird, erläuterte die aktive Sportlerin und Landrätin Kirsten Fründt. So haben Stadt und Kreis Marburg eine gemeinsame Initiative gestartet, um die gesundheitlichen Chancen der Einwohner zu verbessern.

Es gibt Gesundheitskonferenzen und "Gesundheitsdialoge", bei denen die Bürger ihre Anliegen einbringen können. Die Veranstaltungen werden später wiederholt, um den Beteiligten zu zeigen, was aus ihren Vorschlägen und Ideen geworden ist.

"Vorbildlich", nannte dies Gesine Bär, die eine Professur für partizipative Ansätze im Sozial- und Gesundheitswesen an der Hochschule Berlin innehat. Sie plädierte für gründlich durchdachte Konzepte. Dabei müsse man sich die Frage stellen, wie viele Ressourcen und welche Rahmenbedingungen für seriöse Bürgerbeteiligungsverfahren vorhanden seien. Sonst machten die Menschen schlechte Erfahrungen mit Partizipation.

Bislang werde Gesundheitsförderung in den Kommunen noch wenig systematisch verfolgt, bedauerte die Forscherin. Ein grundsätzliches Problem seien die "stillen Gruppen", die sich nicht oder selten zu Wort melden, erklärte die Mannheimer Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb. Deutlich wird dies an einem Beispiel aus Erlangen. In einem Forschungsprojekt mit "Frauen in schwierigen Lebenslagen" hatte sich herausgestellt, dass diese sich vor allem Frauen-Badezeiten wünschten. Das entsprach zwar nicht der an Fitnesskursen orientierten "Mittelstandslogik". Doch das Angebot lockte so viele Frauen, dass daraus bald auch Schwimm- und Aquafitness-Kurse wurden.

Das Netzwerk ist Teil der "Gesunde Städte"-Bewegung der WHO. Ausgangspunkt für deren Initiative war die "Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung" im Jahr 1986.

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