GKV-Spitzenverband

Hausbesuche bringen bald wohl mehr Honorar

Beim GKV-Spitzenverband gilt als ausgemacht, dass die Ärzte für eine Ausweitung der Mindestsprechzeiten nur sparsam honoriert werden sollen. Das Honorarsystem soll keine Gelddruckmaschine für Ärzte sein. Eine Ausnahme könnte es geben: Hausbesuche.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Der GKV-Spitzenverband möchte ärztliche Hausbesuche fördern.

Der GKV-Spitzenverband möchte ärztliche Hausbesuche fördern.

© Gina Sanders / Fotolia

BERLIN. Mehr Freiheiten für Ärzte bei Hausbesuchen in Sicht? Die wachsende Bedeutung der Pflege im häuslichen Umfeld sollte auch eine Förderung von ärztlichen Hausbesuchen nach sich ziehen. Darauf hat Johann-Magnus von Stackelberg, Vorstand des GKV-Spitzenverbands verwiesen. Es könne sogar über eine völlige Entbudgetierung gesprochen werden.

Allerdings müsse dann auch die Gegenfinanzierung geklärt werden, sagte von Stackelberg am Dienstag vor Journalisten im brandenburgischen Kremmen. Die Zahl der Hausbesuche ist seit Jahren im Sinkflug. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, Hausbesuche bärgen eine Regressgefahr", warnte von Stackelberg. Nach drei Regressen hatte erst unlängst eine Hausarztpraxis in Fulda aufgegeben.

Keine Rückkehr zur Einzelleistungsvergütung

Ansonsten sind die Kassenvertreter nicht gewillt, die Spendierhosen überzustreifen. Eine schrittweise Rückkehr zur Einzelleistungsvergütung stößt dort nicht auf Gegenliebe. "Wir sollten die Einzelleistungsvergütung nicht generalisieren", sagte von Stackelberg.

Eine Steuerung der Leistungsmengen in der ärztlichen Versorgung sei auch in Zukunft unverzichtbar. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Ärzte unnötige Leistungen erbrächten, ihre Patienten somit gefährdeten und das Honorarsystem zur Gelddruckmaschine für Ärzte werde.

Die Verkürzung von Wartezeiten auf Arzttermine ist ein Megathema der Gesundheitspolitik auch der neuen großen Koalition. Was Ärzte von der geforderten Mehrarbeit finanziell erwarten dürfen, ist allerdings noch nicht ausgemacht.

Die von der großen Koalition angestrebte Anhebung der Mindestsprechstundenzeiten bei Kassenärzten von 20 auf 25 Stunden sehe er nicht zwangsläufig mit einer höheren Vergütung verbunden, weckte von Stackelberg keine Hoffnungen auf leichte Verhandlungen nach der erwarteten Gesetzesänderung.

Mehr Geld für Samstagssprechstunden

Mehr Honorar könnten die Ärzte allerdings für eine Ausweitung von Samstagssprechstunden von 7 bis 19 Uhr erwarten. Derzeit dürfen die Praxen am Samstag nur bis 14 Uhr öffnen. Die Kassen erwarteten, dass die KBV an der Stelle nicht blockiere.

Anreizen will der Kassenverband zudem die Erstkontakte von Patienten zu Fachärzten. So soll die Behandlung von neuen Patienten für die Ärzte attraktiver werden. Mehr als ein zweistelliger, eventuell sehr niedriger Millionenbetrag im Jahr für ein Gesamtpaket zur Verringerung der Wartezeiten auf Arzttermine sei allerdings nicht drin, sagte von Stackelberg.

Die Vertragsärzte dagegen werben seit geraumer Zeit für eine schrittweise Ausbudgetierung. Zunächst könnten haus- und fachärztliche Grundleistungen im Wert von rund 450 Millionen Euro entdeckelt werden, hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen im Frühjahr mehrfach vorgeschlagen.

Im Jahr 2016 hätten die Vertragsärzte den Kassen einen Rabatt in Höhe von 2,9 Milliarden Euro gewährt. 10,5 Prozent der Leistungen in der Morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) gingen damit „aufs Haus“, hatten Vertreter der KBV im April erklärt.

Lesen Sie dazu auch: Mehrarbeit für Praxen?: Kassen-Vorschlag geht für Ärzte an der Realität vorbei

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