KOMMENTAR
Heftige Irritationen
Verschoben, aber nicht aufgehoben? Der Bundesrat hat am Freitag nun doch nicht über die geplante Gesetzesinitiative zum Verbot organisierter Sterbehilfe entschieden. Immerhin: Gewerblich organisierte Sterbehilfe soll in Deutschland keine Chance bekommen - über dieses Ziel gibt es offenbar unter den Vertretern der Länder keinen Dissens. Umstritten ist allerdings der Weg, wie dieses Ziel erreicht werden kann.
Während die Politiker Entscheidungen vor sich herschieben, meldet das Institut Emnid Ergebnisse einer Umfrage, nach der nur 13 Prozent der Deutschen das bestehende Verbot der aktiven Sterbehilfe unterstützen. Wie auch immer man diese Zahl interpretieren mag, so viel scheint klar: In der Bevölkerung gibt es beim Thema Sterbehilfe weiter beängstigende Informationsdefizite - mit Blick auf die aktuelle Rechtslage, aber auch auf die Folgen von möglichen Veränderungen.
Und Roger Kusch, der Mann, der erst eine makabre Selbsttötungsmaschine entwickelt und jetzt einer 79jährigen Frau in einer umstrittenen Aktion beim Sterben geholfen hat? Hamburgs Ex-Justizsenator bleibt trotz heftiger Kritik vollkommen uneinsichtig. Vieles deutet darauf hin, dass er früher oder später einen neuen Akt in seinem unsäglichen Sterbehilfe-Schmierentheaterstück präsentieren wird. Man muss kein Prophet sein: Der Selbstdarsteller wird in der ohnehin komplizierten Debatte um das Sterben für weitere heftige Irritationen sorgen.
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