Interview

"Institut soll Versorgungsqualität beleuchten"

Der Medi-Verbund in Baden-Württemberg gründet das "Institut für fachübergreifende Fortbildung und Versorgungsforschung der Medi Verbünde" (IFFM). Die "Ärzte Zeitung" fragte Ekkehard Ruebsam-Simon nach den Zielen des Instituts.

Veröffentlicht:

Dipl.-Pol. Ekkehard Ruebsam-Simon

© Dirk Wilhelmy

Aktuelle Position: stellv. Aufsichtsrats­vorsitzender der Mediverbund AG.

Werdegang/Ausbildung: Lehre als Schriftsetzer, Studium der Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft in Berlin, ab 1975 Medizinstudium in Berlin und Heidelberg, niedergelassen als Allgemeinarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Bammental.

Karriere: 1999 bis 2004 Vorsitzender der Nordbadischen Ärzteinitiative, 2000 bis 2004 Mitglied der VV der KV Nordbaden, seit 2004 stellvertretender Vorsitzender Medi Baden-Württemberg. Privates: Jahrgang 1944, verheiratet, drei Kinder.

Ärzte Zeitung: Was ist die Ursprungsidee für das Fortbildungsinstitut gewesen?

Ekkehard Ruebsam-Simon: Wenn wir den Anspruch Ernst nehmen, dass wir in den Selektivverträgen eine höhere Qualität der Versorgung als im Kollektivvertragssystem bieten, dann müssen wir diese Qualität auch von höherer Warte aus uns nochmal anschauen. Es reicht nicht, wenn jeder einzelne Verband seine eigenen Hausaufgaben macht. Die je eigenen Versorgungswirklichkeiten bei Haus- und Fachärzten müssen kompatibel gemacht werden.

Ärzte Zeitung: Was klappt bei der Umsetzung der Verträge noch nicht?

Ruebsam-Simon: Die Information und Kommunikation untereinander läuft noch nicht rund. Bei den Haus- und Fachärzten in den Selektivverträgen ist eine Bewusstseinsänderung nötig. Das Fortbildungsinstitut soll für diesen Prozess eine Art Transmissionsriemen sein, aber auch zugleich die formalen Strukturen bereitstellen. Dafür müssen alle beteiligten Verbände ihre bisherige Arbeit auf den Prüfstand stellen.

Ärzte Zeitung: Ein Beispiel, bitte!

Ruebsam-Simon: Nehmen wir als Beispiel die Leitlinien der Kardiologen bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Auch die Hausärzte haben entsprechende Leitlinien. Wir müssen darauf achten, dass sich diese Texte zum einen nicht widersprechen, zum anderen müssen wir uns darüber verständigen, was wir in der konkreten Versorgung als Qualitätsmaßstab umsetzen wollen. Das wird Kärrnerarbeit sein.

Ärzte Zeitung: Sie werden durch die Haus- und Facharztverträge viele Versorgungsdaten auf den Tisch bekommen. Was machen Sie damit?

Ruebsam-Simon: Diese Daten werden ein wahrer Schatz sein, weil wir daran sehen können, wie die Verknüpfung von Haus- und Fachärzten in den Verträgen tatsächlich funktioniert. Daher wird ein langfristiges Ziel des IFFM auch die Versorgungsforschung sein.

Ärzte Zeitung: Gibt es schon so etwas wie einen Arbeitsplan des Instituts für das erste Jahr?

Ruebsam-Simon: Im ersten Schritt wenden wir uns an Hausärzte, die noch bestimmte Hausaufgaben bei der Fortbildung nachholen müssen. Dafür werden wir einen Kompakttag anbieten, um jene Kollegen zu erreichen, die ihre Fortbildungsverpflichtungen für die Teilnahme am Hausarztvertrag noch nicht erfüllt haben.

Gleiches gilt dann anschließend auch für Fachärzte. Im Idealfall kommen Haus- und Fachärzte in den Qualitätszirkeln ins Gespräch und streiten produktiv über die Leitlinien.

Ärzte Zeitung: Wo soll das Institut in drei Jahren stehen?

Ruebsam-Simon: In drei Jahren haben wir hoffentlich in Baden-Württemberg eine weitgehend flächendeckende haus- und fachärztliche Versorgung im Selektivvertragssystem der AOK. In diesem Netz sollte eine gewisse Einheitlichkeit der Qualitäts- und Fortbildungsanforderungen erreicht sein.

Die Fragen stellte Florian Staeck.

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