Jacobs will Vorschuss für Ärzte

AOK-Chef Jacobs plädiert für eine grundlegende Honorarreform: Mehr Geld für Qualität, Service und Präsenz der Ärzte. Und: Künftig soll es einen monatlichen Praxisvorschuss geben.

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Jacobs: Wie gehabt abrechnen, aber einen "Dauer-Vorschuss" erhalten.

Jacobs: Wie gehabt abrechnen, aber einen "Dauer-Vorschuss" erhalten.

© Rainer Unkel / imago

KÖLN (iss). Der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg Wilfried Jacobs macht sich für eine Neustrukturierung der Vergütung für niedergelassene Ärzte stark.

"Die Ärzte sollten einen Teil des Honorars vorab als Festbetrag erhalten, damit sie mehr Planungssicherheit erhalten", sagt Jacobs der "Ärzte Zeitung". Dieser Betrag könne je nach Arztgruppe, Praxiskosten und Öffnungszeiten der Praxis variieren.

Die Ärzte würden nach wie vor die tatsächlich erbrachten Leistungen abrechnen, betont er. Dabei sollten sich künftig die Teilnahme an Qualitätsprogrammen und qualitätssichernden Maßnahmen und die Erreichbarkeit für Patienten stärker auf die Höhe der Vergütung auswirken.

Generell setzt sich Jacobs für eine Besserstellung der sprechenden Medizin ein. Technische Leistungen will er demgegenüber geringer bewertet sehen. "Wir brauchen Maßnahmen gegen das Hamsterrad", sagt er.

Meldungen, er schlage eine Festpauschale von 5000 Euro für jede Praxis vor, beruhten auf einem Missverständnis, sagt Jacobs. Dabei habe es sich lediglich um ein gegriffenes Beispiel gehandelt.

"Ich möchte kein Festgehalt für Ärzte, sondern eine Art Dauer-Vorschuss auf die Abrechnungssumme." Den Freiberufler-Status der niedergelassenen Ärzte halte er nach wie vor für sehr wichtig, betont der AOK-Chef.

Der Vorschuss soll nach seiner Vorstellung nicht festgezurrt sein, sondern an Veränderungen in der Praxisstruktur wie die Ausweitung der Sprechzeiten oder eine Erhöhung der Fallzahl angepasst werden. Entscheidend ist für ihn, dass qualitative Aspekte bei der Bemessung des Honorars ein höheres Gewicht erhalten.

Das aktuelle Vergütungssystem hält Jacobs für völlig verfehlt. "Es muss auf den Kopf gestellt werden", fordert er. Gleichzeitig müsse die regionale Komponente bei der Honorarverteilung künftig wieder gestärkt werden, findet er.

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Kommentare
Dr. Christoph Luyken 01.09.201119:19 Uhr

Sockelzuschuß zur Standortsicherung

Vielleicht wird Herr Jacobs immer noch mißinterpretiert. Sicher wäre ein Vorschuss wie jener der KVen, der hinterher wieder bei der Abrechnung abgezogen wird, nichts Neues.
Es wäre jedoch begrüßenswert, wenn Praxen zur Standortsicherung einen Festbetrag (unabhängig von der Inanspruchnahme) erhielten, von dem etwa die Praxismiete und das Gehalt einer Helferin bezahlt werden könnten. Dazu käme dann später das leistungsabhängige Honorar. Eine solche Strukturpauschale die "on top" zum Honorar gezahlt würde, würde nicht nur ein wenig Planungssicherheit geben, sondern auch der Tatsache Rechnung tragen, daß vor allem Hausarztpraxen in ihrer Verwaltungs- und Steuerungsfunktion auch dann Leistung bringen, wenn der Patient gar nicht in der Praxis ist.

Detlef Haffke 01.09.201116:16 Uhr

Vorschuss für Ärzte gibt es seit Jahren

Der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, bringt in die Diskussion um eine Honorarreform den Vorschlag eines monatlichen Praxisvorschusses ein.

Wilfried Jacobs verkennt, dass dieses Vorschuss in Form von Monatsabschlägen an die Ärzte seit Jahren von den Kassenärztlichen Vereinigungen praktiziert wird. So liegt der monatliche Abschlag in Niedersachsen im Schnitt bei 17.000 Euro. Dieser Abschlag wird dann am Jahresende mit der Abrechnungssumme verrechnet.

Übrigens: Auch die Krankenkassen zahlen monatliche Abschläge an die Kassenärztlichen Vereinigungen.

Mit freundlichen Grüßen
Detlef Haffke
Leiter der Stabsabteilung Kommunikation
der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen

Dr. jens wasserberg 01.09.201108:19 Uhr

Ahnungslose AOK - sic tacuisses

Offenbar will Herr Jacobs, dessen bizarrer Vorschlag wegen Schadensbegrenzung schnell uminterpretiert werden musste, nun nicht mehr einen Monatsumsatz pro Praxis von 5000,- € - davon wollte er alle Kosten für Miete, Personal etc. pp ebenfalls gedeckt wissen - über den Niedergelassenen ''auschütten'', sondern er will ''nur'' die Abschlagszahlungen auf 5000,- € verringern. Davon müssen dann natürlich ebnso o.g. Kosten bedient werden. Weiss Herr Jacobs vielleicht gar nicht, dass die AOK schon seit Jahrzehnten Abschlagszahlungen an die KVen leistet, welche dann an die Ärzte weitergereicht werden ? Die will er jetzt nach dem offiziellen Dementi der AOK also auf 5000,- € pro Monat kürzen !?!
Sic tacuisses ...

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