Schleswig-Holstein

KV-Chefin warnt vor Gespenst "Arzt light"

Schleswig-Holstein KV-Vorsitzende sorgt sich um die Qualität der medizinischen Versorgung. Ärztliche Leistungen würden an andere Berufsgruppen unter dem Mantel, Ärzte zu entlasten, übertragen.

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BAD SEGEBERG. Schleswig-Holsteins KV-Chefin Dr. Monika Schliffke warnt vor einem "Arzt light". Bundesärztekammer und KBV sieht sie gefordert, Rahmenbedingungen für die Substitution ärztlicher Leistungen zu definieren, um die Entwicklung mitbestimmen zu können.

"Das Gespenst vom Arzt light geht um, so langsam wird es erst richtig sichtbar. Ein Zug hat sich neben unseren Gleisen bereits in Bewegung gesetzt", sagte Schliffke in der jüngsten Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein.

Die Entwicklung gehe inzwischen über Praxisassistentinnen wie VERAH oder Agnes hinaus. Als Beispiel nannte sie Rettungssanitäter, die per Landesgesetz im Norden mit einer einjährigen zusätzlichen Ausbildung als Notfallsanitäter in lebensbedrohenden Situationen auch invasive Maßnahmen durchführen dürfen, die bislang Ärzten vorbehalten waren.

Und in nicht lebensbedrohenden Situationen sollen sie ohne Arztanwesenheit Schmerzmittel mit eigener Indikationsstellung geben dürfen - "alles verkauft unter dem Gesichtspunkt ärztliche Entlastung", wie Schliffke kritisch anmerkte.

Ein weiterer Beleg für Bestrebungen, ärztliche Tätigkeiten auf Personen mit geringerer Qualifikation zu verlagern, ist nach Ansicht Schliffkes der Physician Assistant, der an Hochschulen nach acht Semestern erlangt werden kann.

Schliffke dringt auf neue Regelungen

Für solche neuen Berufe fordert Schliffke Rahmenbedingungen, die aus ihrer Sicht von den Bundeskörperschaften definiert werden müssen - "bevor diese Entwicklung an uns vorbeiläuft".

"Delegation ist für uns kein großes Thema", sagte Schliffke mit Blick auf qualifizierte Praxisangestellte, "aber zu Substitution brauchen wir jetzt eine sehr schnelle Übersicht zu jedem Detail, damit man weiß, worüber überhaupt geredet und entschieden werden soll."

Handlungsbedarf sieht Schliffke insbesondere vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Versorgungslage in manchen Regionen. Damit wird Befürwortern der Substitution ärztlicher Leistungen die Argumentation erleichtert. Schliffke warnte in diesem Zusammenhang vor einer "Salamitaktik" zur Kompetenzübertragung.

Honorarverhandlungen dauern an

Von ernüchternden Erfahrungen bei den Honorarverhandlungen berichtete KV-Vorstand Dr. Ralph Ennenbach. Obwohl sich die KV schon vor rund einem halben Jahr mit den Krankenkassen auf Eckpunkte für 2014 und die Folgejahre verständigt hatte, liegt bis heute kein unterschriebener Vertrag für 2014 vor.

Erschwert wird eine Einigung aus Sicht Ennenbachs durch die verlagerte Entscheidungsgewalt bei den Kassen. Bei den Ersatzkassen müssen die Gremien der Einzelkassen zum Teil in Berlin unterschreiben, bei der AOK Nordwest in Dortmund.

Bei der Interpretation der Eckpunkte gibt es unterschiedliche Auffassungen. Geplant waren eine dreijährige Laufzeit mit einer Anhebung im Rahmen der Bundesempfehlung sowie einige regionale Add-ons. (di)

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