Neuwahl

Kampfkandidatur bei der WHO-Jahrestagung

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GENF. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) läutet bei ihrer am Montag startenden Jahrestagung in Genf eine neue Ära ein. Am Dienstag entscheiden die 194 Mitgliedsländer über die Nachfolge von Generaldirektorin Margaret Chan aus Hongkong. Sie räumt nach zehn Amtsjahren den Chefsessel. Erstmals in der fast 70-jährigen Geschichte der UN-Organisation kommt es zu einer Kampfabstimmung, weil die Mitglieder sich nicht vorab einigen konnten.

Zur Wahl stehen der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus (52), der Brite David Nabarro (67) und die Pakistanerin Sania Nishtar (54). Die Lager der beiden männlichen Bewerber haben sich im Vorfeld Vertuschung von Tatsachen und Schmierenkampagnen vorgeworfen. Der Wahlgewinner tritt sein Amt am 1. Juli an. (dpa)

Die WHO – in Kürze

Was macht die WHO eigentlich?

Ihr Ziel ist es, dass alle Menschen weltweit medizinisch gut versorgt werden. Sie hat Meldesysteme, um den Ausbruch ansteckender Krankheiten früh zu erkennen. Sie unterstützt Länder mit Experten und Labors, um Ausbrüche unter Kontrolle zu halten. Sie hilft beim Aufbau eines Gesundheitswesens und bei Aufklärungskampagnen.

Ihre größten Erfolge?

Dank der Initiative der WHO wurden zum Beispiel 1980 die Pocken mit massiven Impfkampagnen besiegt. Polio ist zu 99 Prozent ausgerottet. Hunderte Millionen Menschen in den ärmsten Ländern haben heute Moskitonetze, die sie etwa vor Malaria übertragenden Mücken schützen. Millionen haben Zugang zu bezahlbaren Medikamenten gegen tropische Krankheiten. Mit der Anti-Tabakkonvention von 2003 haben sich 180 der 194 Länder zu Maßnahmen gegen das Rauchen verpflichtet.

Was läuft nicht gut?

Die WHO hat selbst nach der Ebola-Krise in Afrika 2014/15 eingeräumt, dass sie viel zu langsam reagiert hat. Mehr als 11 000 Menschen kamen um. Sie hat ihre Kapazität für Notfall-Einsätze seitdem gestärkt. Manchmal stimmen die Prioritäten nicht, sagt Mercedes Tanay von „Ärzte ohne Grenzen“. In Gebieten, die die Terrororganisation Boko Haram in Nigeria terrorisiert, habe die WHO 2016 gegen Polio geimpft, während die Kinder aber an Masern starben, so Tanay.

Wie viel Geld hat die WHO und wer finanziert sie?

Das Budget umfasst rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Das entspricht etwa 0,5 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland 2015. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe fordert eine Erhöhung der Beiträge der Mitgliedsländer: „Die nächste Gesundheitskrise mit globalen Auswirkungen wird kommen.“ Zweidrittel kommen von den Mitgliedsländern. Die USA waren 2016 mit 439 Millionen Dollar größter Zahler. Die Gates-Stiftung war der zweitgrößte Einzelgeber mit 280 Millionen Dollar. Rund drei Prozent sind überwiegend Sachspenden von Pharmaunternehmen.

Wie viele Leute beschäftigt die WHO?

 Weltweit mehr als 7000 in 150 Ländern, darunter viele Epidemiologen, Wissenschaftler und Experten für das öffentliche Gesundheitswesen.

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