Arznei-Atlas

Kassen sparen an Medikamenten

Die Ärzte in Deutschland haben mehr Medikamente verordnet als 2010, dennoch konnten die Krankenkassen bei den Arzneimittelausgaben sparen. Der Arznei-Atlas zeigt auch, wo die meisten Arneimittel verschrieben werden.

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Bunter Medikamenten-Mix: Die Rabatte kompensieren die Mehrkosten der Kassen, die durch Verbrauch und Innovationen enstanden sind.

Bunter Medikamenten-Mix: Die Rabatte kompensieren die Mehrkosten der Kassen, die durch Verbrauch und Innovationen enstanden sind.

© Robert Kneschke / fotolia.com

BERLIN (af). 2,6 Prozent mehr Arzneimittel - gemessen in Tagesdosen - haben Vertragsärzte ihren Patienten 2011 verordnet. Doch der im Jahr zuvor auf 16 Prozent erhöhte gesetzliche Rabatt sowie Rabattverträge haben dazu geführt, dass die Krankenkassen per Saldo bei Arzneimitteln sparen konnten.

Dem aktuellen Arzneimittel-Atlas des Berliner IGES-Instituts und des Verbands forschender Arzneimittelhersteller zufolge gaben sie 2011 für Arzneimittel 26,9 Milliarden Euro aus. Das waren 1,2 Milliarden Euro weniger als 2010.

Gemessen an den Listenpreisen hätten die Arzneimittelhersteller ihre Umsätze dagegen leicht um 0,7 Prozent steigern können.

Individuell vereinbarte Rabatte gewinnen an Bedeutung

Die Autoren des Atlas errechnen verschiedene Komponenten, die die Veränderung der Arzneiausgaben bestimmen: Das Plus an verordneter Menge bedeutete Mehrausgaben von 968 Millionen Euro (2009 auf 2010: 865 Millionen Euro). Innovationen führten zu Zusatzausgaben von 426 Millionen Euro, 2010 waren 496 Millionen Euro.

Mehr größere Packungen und der Einsatz von Generika führte gleichzeitig zu Einsparungen von 727 Millionen Euro (2009 auf 2010: 442 Millionen Euro).

Die höheren gesetzlichen und die individuell mit den Kassen vereinbarten Rabatte beziffern die IGES-Autoren mit 1,7 Milliarden Euro fast auf das Doppelte des Vorjahreszeitraums (2009 auf 2010: 952 Millionen Euro).

Eine immer stärkere Bedeutung gewinnen die individuell vereinbarten Rabatte. Mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) aller verordneten Tagesdosen fallen bereits darunter.

1,6 Milliarden Euro Ausgaben für Diabetiker

Der Atlas gibt auch Hinweise auf die regionale Verteilung der Morbidität. Die Differenz in der Grundversorgung zwischen Mecklenburg-Vorpommern, der Region mit den höchsten Arzneimittelausgaben, und Bayern am anderen Ende der Skala beträgt 91 Euro pro Versichertem.

In der Spezialversorgung klafft zwischen Berlin und Bayern eine Lücke von 55 Euro. Dies könne auf die Versorgung von mehr HIV-Patienen zurückgehen.

Ein Schwerpunkt des aktuellen Atlas ist die Diabetes-Versorgung. Die GKV zählt derzeit rund fünf Millionen Diabetiker, davon 4,5 Millionen des Typ 2.

Für deren Therapie gab die GKV mehr als 1,6 Milliarden Euro aus, eine Milliarde davon für Insulin. Damit liegen die Antidiabetika nach den Mitteln gegen Bluthochdruck auf Platz zwei.

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Kommentare
Almut Rosebrock 28.08.201216:56 Uhr

Und der Staat kassiert stabile 19% !

Bei Herstellern, Großhändlern, Apotheken werden "Rabatte" verhandelt. Ständig neu, ständig anders. Man kann nicht mehr wirtschaftlich planen - weil man jederzeit mit einem neuen GAU rechnen muss!
Die Apothekenmitarbeiter und selbstständigen und verantwortlichen Apotheker vor Ort sind diejenigen, die die Konsequenzen vor den Patienten "verantworten" müssen - obwohl sie nicht verantwortlich sind!
Der Arzt in seiner Praxis bekommt vieles davon gar nicht mit - die Politik hat ihm die Arzneiauswahl aus der hand genommen - um "Geld zu sparen".
Man muss befürchten - und es ist Realität!, dass nicht wenige Patienten mit der dauernden Zwangsaustauschung der Medikamente - bedingt durch ständig wechselnde Rabattverträge der Krankenkassen mit diversen Herstellern - billig, billig - überfordert sind. Dadurch entstehen Falscheinnahmen, gesundheitliche Verschlechterungen, Krankenhauseinweisungen, Verschlechterung der Lebensqualität für die Patienten und ggf. sogar Todesfälle.

Eingebrockt wird uns - und den kranken Menschen - das Ganze durch den Staat, duch die Gesetzgebung, die fern der Praxis Konstrukte ausdenkt. Dabei steht die "Qualität" nicht mehr im Mittelpunkt, sondern nur noch "billig".

Einzig dieser Staat kassiert UNRABATTIERTE 19 % Mehrwertsteuer des Listenpreises!!!

Ich halte hier Änderung für dringend angebracht (z.B. 15 % MWSt. für Arzneimittel).

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