Kind und Karriere: Für junge Ärzte unvereinbar
Die Vereinbarkeit von Klinik und Familie wird seit langem gefordert. Ergebnisse einer Umfrage zeigen allerdings: Junge Ärzte und Studenten sehen den Wunsch nach Kindern unvereinbar mit der Karriere.
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Mutter mit Kind: Für einen Großteil junger Ärzte ist Kinderwunsch und Karriere unvereinbar.
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NEU-ISENBURG. "Sind Kinder ein Karrierehemmnis?" Auf diese - durchaus provozierende - Frage antworteten in einer aktuellen Umfrage 82,4 Prozent der jungen Ärzte eindeutig mit "Ja".
Dabei sind sich Frauen und Männer bei der Einschätzung in der Tendenz einig: 87,7 Prozent der Ärztinnen sehen ein Karrierehemmnis, 69,2 Prozent ihrer männlichen Kollegen stimmten dem zu.
Unter den Medizinstudenten sehen 68,8 Prozent Kinder als unvorteilhaft für die künftige Karriere.
Diese Ergebnisse der Umfrage "Familienfreundlichkeit 2011" der Bundesvertretung der Medizinstudenten in Deutschland (bvmd) lassen aufhorchen: Laut der gerade veröffentlichten Studie geben jeweils 89 Prozent der jungen Ärzte und Studenten an, dass sie in Vorstellungsgesprächen nicht nach Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers fragen würden - aus Angst, die Chancen auf eine Stelle damit zu verringern.
"Die Ergebnisse zeigen, wie groß die Missstände in Fakultäten und Kliniken sind und unterstreicht die Wichtigkeit, sich in beiden Bereichen für ein Umdenken und eine veränderte Arbeitskultur einzusetzen", heißt es in einer Mittelung der Arbeitsgruppe "freundilie" des bvmd.
Konflikt zwischen Beruf und Familie
Obwohl es immer wieder Erklärungen gibt, Kliniken wollten angesichts des Fachkräftemangels Familienfreundlicher werden, beschäftigt das Thema Studenten wie junge Ärzte sehr.
In der Befragung gaben 58,8 Prozent der Studenten an, der Konflikt zwischen Beruf und Familie sei "stark" oder "sehr stark".
Mit der Erfahrung aus dem Klinikalltag steigt bei jungen Ärzten die Wahrnehmung für diesen Konflikt noch einmal an, 73,7 Prozent sehen große Probleme bei der Vereinbarkeit.
Die Befragten von 35 der 36 Medizinfakultäten in Deutschland schätzen ihre Universität als nicht-familienfreundlich ein. Nur 18,4 Prozent der Studenten halten ihre Uni für familienfreundlich.
Die Forderung nach einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht seit langem im Raum - nicht zuletzt auch im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung von 2009.
Die Bundesärztekammer hat im Oktober 2010 Checklisten für Ärzte veröffentlicht, mit denen die Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers in Klinik und Niederlassung überprüft werden kann. Auch gibt es eine Checkliste für Studentinnen mit Kind.