Investitionskosten

Kliniken im Saarland proben den Aufstand

Die Landesregierung will bis 2025 nur 308 Millionen Euro investieren. Die Landeskrankenhausgesellschaft sieht den Investitionsbedarf allerdings bei über einer Milliarde Euro.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Im Streit um die Investitionsmittel für die nächsten Jahre haben die über 20 Krankenhäuser im Saarland den Aufstand gegen die regierende Große Koalition geprobt – und am Ende dann doch eher klein beigegeben.

Der Auslöser des Streits: Die Landesregierung hatte Anfang Dezember entschieden, den Kliniken für Investitionen bis 2025 insgesamt 308 Millionen Euro bereitzustellen. Zwar hatte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) schon bei der Bekanntgabe des Betrags eingeräumt, dass das Geld nicht ausreiche, um den Investitionsstau zu bereinigen. Die Kliniken im Saarland seien damit aber „langfristig überlebensfähig“.

„Fall von Staatsversagen“

Die Kliniken reagierten trotzdem empört. Das Geld reiche hinten und vorn nicht. Der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft (SKG), Thomas Jakobs, sprach im Saarländischen Rundfunk von einem „Fall von Staatsversagen“. Die Landesregierung komme ihrem gesetzlichen Versorgungsauftrag für die Krankenhäuser nicht nach. Tatsächlich belaufe sich der Investitionsstau inzwischen auf 1,2 Milliarden Euro.

Unterstützung bekam die SKG von Opposition und Krankenkassen. Die FDP erklärte, die Landesregierung bedenke einzelne Häuser scheinbar wahllos mit relativ kleinen Beträgen. Die Linken verwiesen darauf, dass sie deutlich höhere Zahlungen an die Kliniken gefordert hatten.

Die AOK und der Verband der Ersatzkassen schlugen in einer gemeinsamen Erklärung zur Zukunft der Kliniken an der Saar eine „konzertierte Aktion“ vor. Daran sollten Kassen, Politik, Klinik-Träger und KV beteiligt werden. Mit dem jüngsten Beschluss zu den Investitionsmitteln für die Krankenhäuser, so AOK und VdEK, „steigt auch die Gefahr von Insolvenzen einzelner Träger und ungeregelten Schließungen von Standorten und Abteilungen“.

Ministerin findet Vorwürfe überzogen

Gesundheitsministerin Bachmann reagierte verärgert über den Widerspruch der Kliniken. Die Aussagen des SKG-Geschäftsführers Jakobs seien „schlichtweg falsch und überzogen“, der behauptete Investitionsstau von 1,2 Milliarden Euro ohne Substanz und aus der Luft gegriffen. Ein Fachbüro habe in einem Sondergutachten für die Krankenhausplanungsbehörde errechnet, dass sich der Investitionsbedarf auf knapp 468 Millionen Euro belaufe.

Krankenhausgipfel Ende Januar

Bei einem Spitzentreffen am 16. Dezember in Saarbrücken versuchten SKG und Gesundheitsministerium nun, die Wogen wieder zu glätten. Man verständigte sich darauf, dass in die Saar-Kliniken bis 2025 eigentlich rund 500 Millionen Euro investiert werden müssten und die Krankenhausgesellschaft will nicht mehr von „Staatsversagen“, sondern allenfalls von „Systemversagen“ sprechen. Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) versprach, die fehlenden Millionen für die Saar-Kliniken beim Bund und bei der EU einzuwerben.

Außerdem kündigte das Gesundheitsministerium für Ende Januar einen „Krankenhausgipfel“ im Saarland an. Die zentrale Frage: Wie soll die Struktur der saarländischen Kliniklandschaft künftig aussehen? „Dabei“, so Gesundheits-Staatssekretär Kolling, „darf es keine Denkverbote geben“.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt