Suizidprävention

Koalition und Grüne für mehr schnelle Hilfe

Veröffentlicht:

BERLIN. SPD, Union und Grüne im Bundestag wollen die Suizidprävention in Deutschland stärken. Der interfraktionelle Antrag soll am Freitag im Bundestag verabschiedet werden.

Mehr als 90 Prozent der Menschen, die Suizid begehen, litten an einer psychischen Erkrankung und mehr als 80 Prozent von ihnen seien bis zu ihrem Tod nicht behandelt worden. Und bei Männern zwischen 18 und 25 Jahren stellt der Suizid die zweithäufigste Todesursache dar.

Menschen in psychischen Krisen benötigen "eine niedrigschwellige und schnelle Hilfe", heißt es. Gleichwohl bleiben die Forderungen überwiegend vage oder haben eher appellativen Charakter.

Die drei Fraktionen sprechen sich für mehr Förderung von Forschung zur Suizidprävention aus und wollen, dass die nationale Präventionskonferenz entsprechende Modellvorhaben konzipiert. Auch will man dafür eintreten, dass das Thema in der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Gesundheits- und Sozialberufe berücksichtigt wird.

Thema nicht für Parteienstreit nutzen

"Das Thema Suizidprävention eignet sich nicht für den Parteienstreit", kommentiert Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, den Antrag.

Bereits bei den Verhandlungen zum aktuellen Bundeshaushalt hatte die Koalition sich interfraktionell geöffnet: Auf grüne Initiative wurde im BMG-Haushalt ein Förderschwerpunkt Suizidprävention geschaffen, der 2017 mit 500.000 Euro ausgestattet ist. In den folgenden drei Jahren sollen es dann jeweils eine Million Euro sein.

Keinen Konsens erreichten die drei Fraktionen bei der Finanzierung von Dolmetschern für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Grünen drängten darauf, dass die Kosten einer psychotherapeutischen Behandlung von den Kassen übernommen werden – die Koalition habe dies abgelehnt, bedauert Klein-Schmeink.

An der Union sei es gescheitert, dass nicht auch die Linksfraktion für den Antrag mit ins Boot geholt werden konnte, so die Grünen-Politikerin. Im Jahr 2015 sind in Deutschland 10.080 Menschen durch Suizid gestorben. Die Zahl der Suizidversuche wird auf rund 100.000 im Jahr geschätzt.(fst)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Mehrheit in der Nationalversammlung

Sterbehilfegesetz in Frankreich nimmt erste Hürde

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes