Aktuelle Analyse der KKH

Logopädiebedarf bei Kindern und Jugendlichen deutlich gestiegen

Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Bedarf an logopädischen Behandlungen bei 6- bis 18-Jährigen mehr als verdoppelt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der KKH Krankenkasse.

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Bundesweit ist fast jeder zehnte Junge von Sprachentwicklungsstörungen betroffen. Bei den Mädchen liegt die Quote noch höher. (Motiv mit Fotomodellen).

Bundesweit ist fast jeder zehnte Junge von Sprachentwicklungsstörungen betroffen. Bei den Mädchen liegt die Quote noch höher. (Motiv mit Fotomodellen).

© andreaobzerova / stock.adobe.com

Hannover. Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen logopädisch behandelt werden. Das hat eine Auswertung der KKH Krankenkasse ergeben. Danach stieg die Zahl Betroffener zwischen sechs und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind fast neun Prozent der sechs bis 18-Jährigen betroffen – fast jeder zehnte Junge und jedes 15. Mädchen, teilte die KKH in Hannover mit.

Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent). Auslassen oder Tauschen von Lauten zähle ebenso dazu wie falscher Satzbau, nicht altersentsprechender Wortschatz, Stottern, Lispeln oder gar Verstummen.

Das Problem: Es wird gechattet statt gesprochen

Zu den Auslösern von Sprachdefiziten zählen unentdeckte Hörstörungen, genetische Veranlagung und anatomische Gründe wie ein fehlgebildeter Kiefer ebenso wie Probleme in der Familie oder Schicksalsschläge. Ein weiterer Grund, der oft unterschätzt wird: „In vielen Familien wird zu wenig mit dem Nachwuchs kommuniziert, selbst bei den Mahlzeiten nicht. Dadurch fehlen Sprachreize, die eine gesunde Sprachentwicklung fördern“, so Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der KKH. Aber „Chatten“ und „Liken“ seien kein Ersatz für direkte Kommunikation.

Die Pandemie habe das Problem verstärkt. Der direkte Kontakt zu Gleichaltrigen, Erziehern und Lehrern lag oftmals auf Eis, so die KKH. Die Sprachentwicklung sei in dieser Zeit ins Stocken geraten. Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen erschwerten vor allem bei den Jüngsten den Spracherwerb.

Trotzdem: Videotherapie könnte helfen

„Auch können Schwierigkeiten mit der Sprache und dem Sprechen die Kommunikation noch bis ins hohe Erwachsenenalter erschweren.“ Doch die Probleme seien gut behandelbar. Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie sind auch per Video möglich, wie der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und regionale Berufsverbände vereinbart haben.

Die KKH hat anonymisierte Daten zur Häufigkeit von Sprachentwicklungsstörungen (F80 nach ICD-10 mit F80.28, ohne F80.2 und F80.3) für die Jahre 2012 und 2022 ausgewertet. Rund 16.300 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahre haben 2022 bundesweit eine der angeführten Diagnosen erhalten, darunter fast 10.300 Jungen und rund 6.000 Mädchen. Dies entspricht einem Anteil von 8,6 Prozent der Heranwachsenden. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 5,4 Prozent. Der Anteil in den verschiedenen Altersgruppen lag 2022 bei den 6- bis 10-Jährigen bei 16,6 Prozent, bei den 11- bis 14-Jährigen bei 5,8 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen bei 2,6 Prozent. (cben)

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