Gewalt in der Pflege

Mangelhafte Aufarbeitung

Eine aktuelle Studie macht deutlich: Gewalt gegen Patienten und Bewohner, aber auch gegen Pflegende, gehört offensichtlich zum Alltag in der deutschen Pflege.

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KÖLN. Der Fall des mutmaßlichen Massenmörders und Krankenpflegers Nils H. ist ein Fall außerordentlichen Ausmaßes. Doch Gewalt in Altenheimen, in Krankenhäusern und in der ambulanten Pflege gehört laut einer am Montag vorgestellten Studie offensichtlich zum Pflegealltag, sagt Studienleiter Professor Dr. Frank Weidner, Leiter des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung. Dabei handele es sich um körperliche und sexualisierte Gewalt, verbale Übergriffe, Medikamentenmissbrauch, Missachtung der Privatsphäre, finanzielle Ausbeutung und Vernachlässigung von Pflegebedürftigen.

Für die Studie waren 400 Pflegefachpersonen und -schüler aus unterschiedlichen Einrichtungen befragt worden. Im Blickfeld der Studienmacher war sowohl die Gewalt gegen Pflegebedürftige als auch Gewalt gegen Pfleger. Den Ergebnissen zufolge erlebte jeder Zehnte in jüngerer Zeit konkrete Gewalt. Jeder Dritte sagte, Maßnahmen gegen den Willen von Patienten, Bewohnern, Pflegebedürftigen seien alltäglich.

Weidner kritisierte, das Thema Gewalt in der Pflege erfahre zu wenig Beachtung. Eine systematische Aufarbeitung gebe es kaum. Ebenso mangele es an Bildungsangeboten zum Erkennen von Frühsignalen oder zum Umgang mit Gewalt. Es brauche "eine neue Kultur des Hinschauens und der Achtsamkeit", mahnte der Studienleiter. (sts)

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