DAK-Umfrage zur Pflegeversicherung
Mehrheit wünscht sich gebündelte Versorgung durch Hausärzte und Pflegekräfte
Wie die Versorgung von Millionen Pflegebedürftigen sicherstellen? Die Bürger haben klare Vorstellungen davon. MVZ, Polikliniken und eine größere Rolle der Pflegeprofession stehen weit oben auf der Wunschliste.
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          In guten Händen: Wie die Versorgung von knapp sechs Millionen Menschen sicherstellen?
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Berlin. Noch ist unklar, wie Bund und Länder die soziale Pflegeversicherung (SPV) zukunftsfest machen wollen. Das Gros der Bundesbürger hat derweil schon Vorstellungen davon, wie die Pflegeversorgung flächendeckend aufgestellt sein müsste.
Laut einer aktuellen Umfrage für die DAK-Gesundheit würden es 81 Prozent der Bundesbürger gutheißen, wenn mehr Polikliniken und MVZ entstehen und diese „gebündelt“ haus- und fachärztliche sowie pflegerische Versorgung vorhalten.
Zankapfel Substitution
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Knapp 70 Prozent der Befragten fänden es demnach gut, wenn das Pflegefachpersonal – bei entsprechender Qualifikation – heilkundliche Aufgaben übernehmen würden, ohne dass dafür eine Anordnung eines Arztes erforderlich ist. 62 Prozent wünschen sich mehr telemedizinische Angebote der Praxen – etwa Videosprechstunden mit dem behandelnden Arzt.
Storm: System am Kipppunkt angelangt
Schmaler fällt die Zustimmung aus, wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) und Pflegeroboter in der Versorgung geht: 49 Prozent würden es begrüßen, wenn bei Diagnose und Therapie KI eingesetzt wird – 37 Prozent der Befragten können dem verstärkten Einsatz von Robotern etwas abgewinnen.
Für die DAK-Studie befragte das Institut für Demoskopie Allensbach zusammen mit dem Freiburger Pflegewissenschaftler Professor Thomas Klie im vergangenen Oktober mehr als 4400 Menschen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren. Die Umfrage wurde am Dienstag zusammen mit dem neuen Pflegereport der Krankenkasse vorgestellt. Bund und Länder beraten derzeit über Inhalte einer „großen Pflegereform“. Erste Zwischenergebnisse liegen bereits vor.
Kolumne aus Berlin
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DAK-Chef Andreas Storm appellierte an Bund und Länder, Tempo bei der Reform zu machen. „Wir stehen in der Pflege an einem Kipppunkt.“ Ein Scheitern der derzeit tagenden Bund-Länder-Arbeitsgruppe wäre verhängnisvoll. Schon jetzt sei das Vertrauen in das Pflegesystem „äußerst gering“.
Pflegeplatz? „Wie ein Sechser im Lotto“
So offenbare die Umfrage , dass 72 Prozent der Bürger die Finanzierung der Pflegeversicherung als nicht gesichert ansähen. 62 Prozent der Befragten empfänden die Pflegeversorgung als nicht gut oder gar nicht gut. 46 Prozent gingen davon aus, dass sich die Situation bis zum Jahr 2035 weiter verschlechtert.
Alarm schlugen auch Arbeitgebervertreter. „Einen Pflegeplatz zu bekommen, ist 2025 vielerorts wie ein Sechser im Lotto“, sagte der Chef beim Arbeitgeberverband Pflege (AGVP), Thomas Greiner, der Ärzte Zeitung am Dienstag. Für diese Bestandsaufnahme sei keine Umfrage nötig, setzte Greiner hinzu, der zugleich scharfe Kritik an den Kassen übte.
„Die Brandstifter von Pflegekassen und Sozialhilfeträgern, die mit Zahlungsverzögerungen die Versorgung gefährden, geben sich gern als Feuerwehr. Die Versorgungssicherheit ist aber Kernaufgabe der Kassen. Sie und die Sozialhilfeträger müssen fristgerecht zahlen und Innovationen ermöglichen – sonst kippt das System wirklich“, erklärte Greiner. (hom)





