Niedersachsens Ärzten drohen Regresse

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Vertragsärzte haben 2010 und 2011 die vereinbarten Ausgabenobergrenzen gerissen - jetzt drohen Sanktionen.

Von Christian Beneker

HANNOVER. Niedersachsens Vertragsärzten stehen vermutlich Richtgrößenprüfungen und Regresse für das Jahr 2011 ins Haus.

Die Vertragsärzte im Nordwesten haben 2010 die vereinbarte Haftungsgrenze für Heilmittel überschritten und im vergangenen Jahr die Grenze für Heil- und Arzneimittel. Das bestätigte die KV Niedersachsen der "Ärzte Zeitung" auf Nachfrage.

Nun sollen die Vertragsärzte für 2012 sparen, damit sie nicht erneut die Latte reißen. Demnächst werden sie Post von der KV Niedersachsen mit der Mahnung erhalten, auf das Bremspedal zu treten.

"Weil im Vorjahr die Grenzen überschritten wurden, haben wir Befürchtungen für 2012", begründet Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachsen, die Aktion.

Seit 2007 haben die Krankenkassen und die KVN vereinbart, dass immer dann auf Richtgrößenprüfungen verzichtet wird, wenn die Verordnungen eine vereinbarte Ausgabenobergrenze nicht überschreiten.

Bisher konnten die Vertragsärzte Regressen entgehen

"Bis 2011 haben wir die Regresse so abwehren können", sagt Haffke. Für 2011 ist der Deal aber offenbar geplatzt. Liegt es am neuen System?

Seit Anfang 2011 können die Vertragsärzte nur dann den Richtgrößenprüfungen entgehen, wenn entweder die Gesamtausgaben bei den Arzneimitteln in Niedersachsen prozentual mindestens 0,1 Prozent unter dem Bundesschnitt liegen, oder wenn die vereinbarten Zielwerte für zwölf Leitsubstanzen in den jeweiligen Arzneimittelgruppen eingehalten werden.

Die dritte und letzte Option besteht darin, wenn der einzelne Arzt die Zielwerte in seiner Praxis einhält.

"Die vereinbarten Grenzwerte haben nichts mit Medizin zu tun, es sind rein politische Festlegungen," kritisiert Hausarzt Thilo Brunneé von der Fraktion "KV neu gestalten" in der Vertreterversammlung die Vereinbarung: Eigentlich ging es den Kassen nur darum, neue Kontrollmechanismen einzuführen. Die Folge ist, dass wir Ärzte ständig die Angst vor neuen Regressdrohungen im Kopf haben."

Das neue System für die Jahre ab 2011 war trotz des Erfolgs der alten Vereinbarung zwischen Kassen und KV Niedersachsen auf Drängen der Krankenkassen eingeführt worden.

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