Pharmaverband betont Risiken durch Rabattverträge

Eine neue Studie liefert deutliche Hinweise, dass Arzneiwechsel - bedingt durch Rabattverträge - sich ungünstig auf den Therapieerfolg und die Compliance auswirken.

Ruth NeyVon Ruth Ney Veröffentlicht:
Der Austausch eines gewohnten Präparates gegen ein Rabattvertrags-Medikament macht einigen Patienten echte Probleme. © Klaro

Der Austausch eines gewohnten Präparates gegen ein Rabattvertrags-Medikament macht einigen Patienten echte Probleme. © Klaro

© Klaro

BONN. In einer aktuellen Untersuchung hat das Marktforschungsinstitut IMS Health den Einfluss von Rabattverträgen auf den Versorgungsalltag bei Patienten untersucht, die mit Lipidsenkern, Antidepressiva oder Insulin behandelt werden. Bei den drei analysierten Therapiegebieten waren signifikante Veränderungen im Hinblick auf die Verträglichkeit der Präparate nach einem Verordnungswechsel zu beobachten, wie der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) berichtet, der die Studie in Auftrag gegeben hat. Einige wichtige Ergebnisse:

  • Die Cholesterinsenkung bei Patienten, die bedingt durch Rabattverträge das Medikament wechselten, war geringer als bei Kranken, die weiter das vertraute Präparat erhielten. Bei einem Simvastatin-Wechsel vergrößerte sich der Verordnungsabstand um 12 Tage - ein Indiz für eine weniger regelmäßige Einnahme. 12,3 Prozent der Lipidsenker-Patienten wechselten wieder auf das alte Präparat.
  • 5,2 Prozent der Patienten mit einem Antidepressivum hatten Probleme mit der rabattierten Arznei und wurden wieder auf das ursprüngliche Präparat umgestellt. Nach dem Wechsel erhielten 50 Prozent der Patienten keine Folgeverordnung mit der gleichen Substanz - dem BAH zufolge ein möglicher Hinweis auf Therapieabbrüche.
  • Über sechs Prozent der Diabetiker hatten Probleme nach einem Wechsel und wurden wieder auf das ursprüngliche Insulin eingestellt. In der Gruppe mit rabattiertem Insulin stieg der Nüchtern-Blutzucker innerhalb von drei Monaten deutlich.

Für die Untersuchung wurde eine repräsentative Patientenzahl mit Hilfe des IMS® Disease Analyzer ausgewertet, der auf Daten von über zwölf Millionen Patienten, darunter Konsultationsdaten von über 3000 Ärzten zugreift. Die drei Therapiegebiete seien wegen des Verordnungsvolumens und der starken ökonomischen Bedeutung gewählt worden, so Dr. Uwe May, der mit Cosima Kötting die Studie koordiniert hat. Außerdem könnten hier Änderungen des Therapieerfolgs schnell erfasst werden.

Außer den therapeutischen Folgen durch einen Arzneiwechsel sollen nun auch die ökonomischen untersucht werden, die etwa durch vermehrte Arztbesuche oder gar Krankenhauseinweisungen entstehen. "Diese Daten können uns wichtige Argumente liefern beim Vergleich von Einsparungen zu Folgekosten durch Rabattverträge", so May.

Mehr zur Studie unter www.bah-bonn.de

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Geimpft mit Varilrix: Wie nun gegen Herpes zoster impfen?