Kommentar
Prävention besser als Praxisgebühr
Da reibt man sich die Augen. Fast eine Milliarde Euro haben Niedersachsens Patienten an Praxisgebühr in den vergangenen sechs Jahren zu ihren Ärzten getragen - vor allem in Hausarztpraxen. Bis Dezember 2009 waren es, genauer gesagt, 972,5 Millionen Euro.
Man hatte gehofft, die Kassenbeiträge quasi über das Inkasso der niedergelassenen Ärzte unauffällig zu erhöhen und zugleich die Fallzahlen zu reduzieren. Aber das verkappte Spar- und Bremspaket hat sich als Bumerang erwiesen: Nach kurzer Delle sind die Fallzahlen wieder gestiegen, und es werden immer mehr Menschen von der Zahlung der Praxisgebühr befreit. Niedergelassene Ärzte wurden zu Kassierern, die mit Bündeln von Zehn-Euro-Scheinen von der Hausbesuchstour zurückkommen. Praxen und KV haben eine Verwaltungsaufgabe mehr zu bewältigen. Und dass die Gebühr nicht das Geld in der Kasse ihres Hausarztes mehrt, haben die Patienten längst begriffen.
Fazit: Wer die Kassenbeiträge erhöhen will, muss sie erhöhen. Wer die Fallzahl begrenzen will, muss auf Prävention setzen, statt mit Zusatzgebühren die Zahl der Arztbesuche reduzieren zu wollen.
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