Lieferengpässe bei Medikamenten

Pro Generika warnt vor Preissenkung bei Antibiotika

Der Verein Pro Generika kritisiert den GKV-Spitzenverband für seine Pläne, die Aussetzung der Festbeträge auf bestimmte Antibiotika-Wirkstoffe auszuweiten. Er befürchtet, dass sich dadurch immer mehr Hersteller aus der Produktion zurückziehen.

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Amoxicillin ist derzeit Mangelware. Der GKV-Spitzenverband will deshalb den Preis dafür senken.

Amoxicillin ist derzeit Mangelware. Der GKV-Spitzenverband will deshalb den Preis dafür senken.

© Mathieu Thomasset | Hans Lucas / picture alliance

Berlin. Der Verein Pro Generika kritisiert die Pläne des GKV-Spitzenverbandes , die Preise für ausgewählte Antibiotika-Wirkstoffe um ein Viertel zu senken. Betroffen ist beispielsweise Amoxicillin/Clavulansäure, das gegen Blasen- oder Mittelohrentzündung zum Einsatz kommt. Mit dieser Maßnahme will der Verband den seit Monaten andauernden Medikamenten-Lieferengpässe entgegentreten. Pro Generika hält das Vorhaben laut einer Mitteilung von Dienstag für absurd: Denn ausgerechnet dieser Wirkstoff samt therapeutische Alternativen sei von Engpässen betroffen. Der GKV-Spitzenverband hatte bereits im Frühjahr die Aussetzung der Festbeträge bei bestimmten Arzneimitteln beschlossen.

Als Grund für die Lieferengpässe führte der Verein an, dass immer mehr Hersteller sich aus der Antibiotika-Produktion zurückzögen, weil diese sich zum Verlustgeschäft entwickle. „Jetzt wird es noch schwerer, dieses wichtige Mittel rentabel zu produzieren“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika: „Die Festbetragsabsenkung erhöht die Gefahr, dass weitere Hersteller aus der Produktion aussteigen müssen.“

Kostendruck gehe zulasten der Versorgung

Die Maßnahme zeige, so Bretthauer, dass der GKV-SV – anders als die Politik – das Problem hinter den Engpässen immer noch nicht verstanden habe. „Der extreme Kostendruck geht zulasten der Versorgung. Da kann man doch Preise nicht noch weiter absenken!“ Das „Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz“ (ALBVVG) gehe zwar nicht weit genug, aber es zeuge von der Einsicht, dass nur mehr Hersteller mit diversifizierten Lieferketten die Versorgung stabilisieren könnten. Diese Erkenntnis werde nun konterkariert.

„Wenn der GKV-SV die beabsichtigten Verbesserungen durch technokratisches Fest-halten am Hauptsache-Billig-Prinzip wieder zunichtemachen will, tut politisches Einschreiten not“, so Bretthauer: „Das Gesundheitsministerium muss von seiner Rechtsaufsicht Gebrauch machen und die Absenkung verhindern.“ (kaha)

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