VfA-Chefin Fischer

"Respekt vor der Entscheidung der Ärzte"

Die Öffentlichkeit soll wissen, wie Ärzte und Industrie kooperieren – mit welchem Zweck und was das kostet. Eine Bilanz der Veröffentlichung des Transparenzkodex von Birgit Fischer.

Veröffentlicht:

Welches Fazit ziehen Sie nach der Premiere des Transparenzkodex im Sommer vergangenen Jahres?

Fischer: Die Veröffentlichungen der Leistungen an Ärzte durch Mitglieder des Verbandes Forschender Pharma-Unternehmen und der Freiwilligen Selbstkontrolle Arzneimittel (FSA) sind ein bedeutender Schritt für Transparenz im deutschen Gesundheitswesen.

Ärzten, die einer individuellen, also namentlichen Veröffentlichung zugestimmt haben, gebührt dabei besonderer Respekt. Sie ermöglichen eine weitreichende Form der Transparenz, die in Deutschland nicht selbstverständlich ist.

Wir erwarten allerdings, dass auch den Ärzten, die keiner individuellen Veröffentlichung zugestimmt haben, Respekt entgegen gebracht wird. Sie machen vom Datenschutzrecht Gebrauch, das in Deutschland ein hohes Gut ist und an das wir uns selbstverständlich halten.

Was bewerten Sie in der öffentlichen Debatte als positiv?

Die Bereitschaft, sachlich über Geld im Gesundheitswesen zu diskutieren, auch wenn es um viel Geld geht, ist erstaunlich hoch. Das ist gut, denn die Transparenzdebatte soll die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Industrie nachvollziehbarer machen und nicht in die Blockade einer Neiddebatte führen.

Was war kritisch?

Es bringt nichts, wenn Ärzte, die den Weg der Transparenz gehen, dafür an den Pranger gestellt werden. Wenn das das Resultat der Debatte ist, wird es bald niemanden mehr geben, der Transparenz praktiziert.

Was sagen Sie zu dem öffentlich geäußerten Vorwurf, die Transparenzinitiative greife zu kurz und sei lediglich ein Instrument, mit dem die Pharmaindustrie ihr Image pflegt?

Wichtig ist, dass wir es gemacht haben! Wir haben nicht nur theoretisch über Transparenz geredet, sondern praktisch den Transparenzkodex umgesetzt. Wir wollen uns selbst in die Pflicht nehmen und die Gesamtleistungen der Industrie veröffentlichen. Wenn die Ärzte mitwirken, freut uns das, weil die Transparenz dann weitergehend ist. Aber wir wollen die Ärzte nicht unter Druck setzen. Insgesamt haben wir viel Unterstützung bei Ärzten und in der Öffentlichkeit erfahren. Natürlich hat es – wie immer wenn man öffentlich über Geld spricht – auch Kritik gegeben.

Warum hat jedes Unternehmen in anderen Formaten veröffentlicht?

Für alle Unternehmen besteht europaweit eine einheitliche und verbindliche Vorgabe in Form einer Tabelle, sodass die Publikationen grundsätzlich vergleichbar sind. Das ist natürlich für eine Transparenzinitiative von entscheidender Bedeutung. Die elektronische Form der Umsetzung kann dabei von Unternehmen zu Unternehmen variieren.

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