Zehn Jahre Präventionsgesetz

SBK-Chefin Demmler: Es lohnt sich, noch mehr für Prävention zu tun

Angebote in Lebenswelten, um Volkskrankheiten besser vorzubeugen: Das Präventionsgesetz feiert zehnjähriges Bestehen. Inzwischen wird nach einen Neustart gerufen – und einer stärkeren Rolle der Hausärzte.

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„Verordnungsmöglichkeiten werden nicht zielführend eingesetzt“: SBK-Chefin Dr. Gertrud Demmler.

„Verordnungsmöglichkeiten werden nicht zielführend eingesetzt“: SBK-Chefin Dr. Gertrud Demmler.

© SBK

Berlin/München. Das Präventionsgesetz ist zurück auf der Bühne. Anlass ist sein zehnjähriges Jubiläum: Am 25. Juli 2015 verabschiedete der Bundestag nach drei glücklosen Versuchen das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“.

Die damalige Gesundheitsstaatssekretärin Ingrid Fischbach (CDU) erklärte, das Gesetz komme spät, sei aber gelungen. Lebensstilbedingte Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht ließen sich damit besser eindämmen, die Menschen zu gesünderer Lebensweise motivieren.

Messbare Public-Health-Effekte? Fehlanzeige!

Klingt gut, bedarf aber der Nachschärfung. Eine flächendeckende Strategie mit messbaren Public-Health-Effekten sei auch nach zehn Jahren nicht erkennbar, monierte kürzlich der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV). Die Zeit sei reif für einen Neustart der Präventionspolitik.

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Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen feiern das Jubiläum ein wenig euphorischer, sehen aber ebenfalls Reformbedarf. Vor allem die Rolle der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gehöre gestärkt, sagt die Chefin der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), Dr. Gertrud Demmler.

Zur Einordnung: Das Präventionsgesetz ermöglicht es den Praxen, Patienten Präventionskurse der Kassen zu verordnen. So sollen Versicherte bei Bedarf von Angeboten für Sport oder gesunde Ernährung profitieren.

Demmler hält das Konzept für gut. Es könne dazu führen, „dass Arzneimittel oder invasive Therapien nicht nötig sind“. Problem sei aber: „Die bisherigen Verordnungsmöglichkeiten werden bislang nicht zielführend eingesetzt.“

Primärversorgungsmodell als Chance

Einen Ausweg biete das geplante Primärversorgungsmodell, so die Kassenchefin. Mittels neuer Vergütungsmechanismen lasse sich Prävention als „integraler Bestandteil der Patient Journey“ mitfinanzieren und spiele nicht nur dann eine Rolle, wenn die Arbeitsfähigkeit einer Person gefährdet sei.

Eine weitere Chance sieht Demmler in der elektronischen Patientenakte. Mithilfe der ePA könnten Ärzte wie Kassen zielgerichtet aktiv werden, bevor Krankheiten ausbrechen oder sich chronifizierten.

Teilten Versicherte ihre Daten aus der ePA mit ihrer Kasse, könne diese bei Symptomen wie Rückenschmerzen oder Bluthochdruck gezielt auf die Versicherten zugehen und ihnen „bedarfsgerechte Angebote“ unterbreiten.

Kassen wollen bedarfsgerechte Angebote machen

Freilich: Das Ansinnen der Kassen stößt in der Ärzteschaft auf große Skepsis. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband etwa hatte im Zuge der Verabschiedung der Digitalgesetze in der Ampel-Phase betont, man sei immer gut gefahren, wenn sich die Kassen bei medizinischen Fragen raushielten und diese dem Arzt überließen.

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Demmler hält dagegen: Erfahrungsgemäß seien gezielte Ansprachen – auch durch die Kassen – erfolgversprechender als der anlasslose Aufruf zu mehr Bewegung oder gesunder Ernährung. Wie immer das ausgeht: Die Debatte um ein Update für das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz ist eröffnet. (hom)

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