Saarland will Notdienst an Brückentagen erweitern

Eine Ausweitung des Notfalldienstes soll im Saarland die niedergelassenen Ärzte entlasten. Auch erhofft sich die KV dadurch mehr Attraktivität für die Arbeit auf dem Land.

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SAARBRÜCKEN (kin). Im Saarland wird der ärztliche Notfalldienst deutlich ausgeweitet. Er gilt künftig generell mittwochs und freitags ab 13 Uhr sowie an Brückentagen.

Eine entsprechende Änderung der Notfalldienstordnung hat die Vertreterversammlung der KV Saarland vergangene Woche in Saarbrücken nach teils heftiger Diskussion mit klarer Mehrheit beschlossen.

Nach der derzeit geltenden Notfalldienstordnung sind Brückentage gar nicht vorgesehen. Für "sprechstundenfreie Nachmittage" ist der Notdienst zwar schon jetzt möglich. Die generelle Regelung für den Mittwoch- und den Freitagnachmittag ist aber neu.

Im Saarland haben die niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie Privatärzte und in MVZ und bei Vertragsärzten angestellte Mediziner für die sprechstundenfreien Zeiten in der Woche einen "kollegialen ärztlichen Hintergrunddienst" organisiert.

Problem für die Regelversorgung?

An Wochenenden und Feiertagen wird der Notdienst - fast flächendeckend - in zwölf Bereitschaftsdienstpraxen angeboten. Diese Praxen sollen nun auch für den Notdienst an Brückentagen geöffnet werden.

Die Ausweitung des Notdienstes ist in der saarländischen Ärzteschaft umstritten. "Damit wird die Regelversorgung zu stark ausgedünnt", kritisierte auf der Vertreterversammlung der Neunkircher Psychiater Dr. Helmut Storz.

Auch die Saarbrücker Augenärztin Dr. Beate Posenauer kritisierte: "Wir führen eine Luxus-Diskussion". Man könne die Heimbesuche ja auch Dienstagabend statt Mittwochnachmittag erledigen.

Für besonderen Zündstoff sorgte der neue Notdienst an Brückentagen. "Ganz Rheinland-Pfalz hat keine Brückentage", argumentierte der Psychiater Storz.

Protest kam auch von den Kinderärzten. "Bei einer Umfrage bei uns in der Fachgruppe waren 87 Prozent gegen die Brückentage", berichtete die Merziger Pädiaterin Dr. Sigrid Bitsch.

Unterstützung der neuen Notrufnummer

Die KV-Spitze hatte für die Ausweitung des Notdienstes geworben. Man wolle "gelebte Versorgungsrealität" abbilden", sagte der stellvertretende KV-Vorsitzende Dr. Joachim Meiser. Außerdem wolle man den Beruf für den Nachwuchs attraktiver machen.

"Wir sehen, dass das die zentralen Fragen der Niederlassungsberatung sind", so Meiser. Auch der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Jürgen Betscheider, unterstützte die Reform.

"Das ist doch im Sinne der Kollegen draußen", meinte der Allgemeinmediziner. Jeder dürfe auch weiter Mittwoch- und Freitagnachmittag Sprechstunden anbieten, könne aber sicher sein, dass für den Notfall jemand da sei.

Die Notfalldienst-Reform wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte in Kraft treten. Schon Ende vergangenen Jahres hatte sich die KV-Vertreterversammlung auf wichtige Änderungen verständigt. So strebt die KV-Spitze an, die bisher rund 60 Notfalldienstringe im Saarland zu verringern. Damit sollen Ärzte auf dem Land entlastet werden.

Einstimmig beschloss die KV-Vertreterversammlung außerdem, die Einführung der bundesweiten Bereitschaftsdienstnummer "116 117" im Saarland vorerst auf Eis zu legen.

Die KV-Vertreter befürchten, dass die Kassenärzte auf den Kosten für das Projekt sitzen bleiben und fordern, dass der Staat die Finanzierung übernimmt.

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