Der Standpunkt

Schluss mit der Kakofonie

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Es sind die vielversprechenden Auftritte von Philipp Rösler, die den jungen Minister in die Bredouille gebracht haben. Sicherlich: Man kann dahinter eine Strategie vermuten, die Katze nicht eher aus dem Sack zu lassen, bevor die Regierungskommission eingesetzt ist und sie die ersten Eckpunkte für eine Gesundheitsreform präsentiert hat.

Genau das stellt sich jetzt als Irrtum heraus. Seit Monaten ist klar, dass die Kommission mit einem eindeutigen Handlungsauftrag ausgestattet werden soll. Doch über die Inhalte schweigen sich Rösler und sein neues Team aus.

Und wer ist sein neues Team? Es sind viele ehemalige Zuarbeiter von Ulla Schmidt, weil auf deren Expertise nicht verzichtet werden kann. Die FDP will eine fundamental andere Politik, doch die eigene Personaldecke ist so dünn, dass im Ministerium offenbar viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.

Aber darauf nehmen die Akteure im Gesundheitswesen keine Rücksicht. Sie erwarten von einem Minister, dass nach 100 Tagen einer vagen Vision ein konkretes Arbeitsprogramm entsteht. Und der Minister wird noch mehr zum Getriebenen, wenn er nicht jetzt das Finanztableau für die Kopfpauschalen-Pläne auf den Tisch legt. So lange nur das Schlagwort existiert, bleiben die Vorwürfe im Raum, die FDP befördere eine Entsolidarisierung in der GKV.

Derweil erleben wir die reflexartigen Reaktionen in der Diskussion um Zusatzprämien. Sie werden vermischt mit den Vorstellungen zur Bürgerversicherung und zur Gesundheitsprämie. Eine sachliche Diskussion bleibt auf der Strecke, wozu primär der Koalitionspartner aus München beigetragen hat. Wenn Rösler jetzt nicht dagegen hält, läuft er Gefahr, den Vertrauensvorschuss zu verspielen. Seine indirekte Rücktritts-Androhung könnte ihn dann schnell einholen.

Fazit: Es war wohltuend, dass die neue Koalition nicht gleich zu Beginn der Legislaturperiode in Aktionismus verfallen ist und ein Vorschaltgesetz aus dem Hut gezaubert hat. Es ist an der Zeit, schnellstmöglich die gesundheitspolitische Kakofonie innerhalb der Koalition zu beenden. Sonst verfestigt sich der Eindruck: Vieles an Blödsinn ist in den vergangenen Tagen geäußert worden - nur noch nicht von jedem. . .

Schreiben Sie dem Autor: vdb@aerztezeitung.de

Lesen Sie dazu auch: 100 Tage Rösler - wie lange währt die Freundlichkeit?

Ein Porträt Irgendwo zwischen Herkules und Sisyphus

Das Erbe Am Wettbewerbsstärkungs-Gesetz wird sich Schwarz-Gelb noch lange abarbeiten

Chronik Koalition zwischen Störfeuer und Stellungskrieg

Finanzkrise Gesundheitspolitik - der Finanzminister gibt den Takt vor

Die Konfliktfelder Baustelle Medizinbetrieb: Die heißen Eisen

Rückblick Die ersten 100 Ministertage von Ulla Schmidt

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes