Schmerztherapie ohne Festbeträge kann sparen helfen

Festbetragsregelungen und Zuzahlungen für Medikamente kosten die Allgemeinheit viel Geld, ist ein Hamburger Schmerztherapeut überzeugt.

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Migräne: Eine teure Angelegenheit?

Migräne: Eine teure Angelegenheit?

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HAMBURG    (cben). Qualifizierte Schmerztherapie ist wirtschaftlich - selbst wenn Patienten ohne zuzahlen zu müssen bei ihren gewohnten Medikamenten bleiben dürften. Das unterstrich Schmerzarzt Dr. Lukas Schmitt auf dem Hamburger Schmerztag.

"In der qualitätsgesicherten Behandlung chronisch Schmerzkranker sollten notwendige und nachweislich effektive Medikamente auch zukünftig von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden", fordert Schmitt ein Umdenken bei der Erstattungsfähigkeit von Arzneien.

Seit dem 1. September 2010 müssen die Patienten wegen der Festbetragsregelung tief in die Tasche greifen, um genau die Schmerzmedikamente weiter einnehmen zu können, die sie gewohnt sind. "Nicht alle können oder wollen das", sagte Schmidt zur "Ärzte Zeitung."

Was zunächst teurer scheine, sei im Effekt billiger, argumentiert der Schmerzarzt gegen die Festbetragsregelungen. Täglich litten etwa 900 000 Menschen in Deutschland unter Migräne. Das bedeute, dass im Jahr Arbeitstage in dreistelliger Millionenhöhe durch Migräne beeinträchtigt würden, rechnet Schmitt hoch.

Die volkswirtschaftlichen Kosten sollen sich durch die migränebedingten Arbeitsunfähigkeitstage auf 15 Milliarden Euro im Jahr belaufen, die für Klinikaufenthalte von Migränepatienten auf 27 Millionen Euro. Jährlich versorgen Klinikärzte 160 000 Mal Patienten, die zuviele Pillen geschluckt und daher an Kopfschmerzen leiden.

Ein Grund dafür ist die fehlende Compliance bei ihnen fremden Medikamenten , die die Patienten zuzahlungsfrei erworben haben.

Nicht nur die Allgemeinheit können die Festbetragsregelungen teuer zu stehen kommen. Die Patienten spüren sie unmittelbar in der Apotheke. Ein Beispiel sind Triptane. Sie gelten bei Migräne laut Schmitt als "Goldstandard". Schmerzpatienten können auf keine anderen ähnlich effektiven Präparate ausweichen.

Die Folge: "Zum Teil müssen die Patienten fünf Euro pro Packung dazulegen", so Schmitt. So gebe es die Substanz Almotriptan in der Apotheke pro Packung für 51,62 Euro. Der Festbetrag belaufe sich aber auf nur 25,91 Euro.

Die Differenz beträgt fast 25,71 Euro. Mit den fünf Euro, mit denen sie sich ohnehin an den verschriebenen Medikamenten beteiligen müssten, summiere sich die Eigenleistung des Patienten auf 30,71 Euro. "Das ist ein Riesenproblem!", sagt Schmitt.

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