Silikonkissen und Herzschrittmacher sollen zum TÜV

Stichprobenartig und unangemeldet: Jetzt fordert auch die Union scharfe Kontrollen für Implantate. Den Kassen gehen die Pläne nicht weit genug.

Veröffentlicht:
Gibt es für Silikonkissen bald schärfere Kontrollen?

Gibt es für Silikonkissen bald schärfere Kontrollen?

© Udo Gottschalk / imago

BERLIN (sun/af). Im Skandal um fehlerhafte Brustimplantate der französischen Firma PIP mahnt die Unionsfraktion striktere Kontrollen von Medizinprodukten an.

Vor allem sollen künftig unangemeldete Proben möglich sein, heißt es in einem Papier des CDU-Politikers Dietrich Monstadt, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Damit schwenkt die Union auf die Linie des Gesundheitsministeriums ein, das solche Kontrollen bereits im Januar angekündigt hatte.

Kassen kritisieren

Kritik kommt seitens der Kassen: Dem GKV-Spitzenverband gehen die Pläne der Union nicht weit genug. "Konsequenterweise sollte die Politik den Gedanken der Kassen von Innovationszentren aufgreifen", sagte Ann Marini, stellvertretende Pressesprecherin des GKV-Spitzenverbandes der "Ärzte Zeitung".

In solchen Zentren könnten neue Verfahren und Medizinprodukte mittels qualitativ hochwertiger Studien in die Versorgung eingeführt werden, ohne dass in jedem Wald- und Wiesenkrankenhaus diese Verfahren ungetestet angewandt werden.

Zudem sei es längst überfällig, dass die Patientensicherheit bei Medizinprodukten "endlich in den Fokus rückt und nicht wie bisher Herstellerinteressen", so Marini.

Nicht nur ein "Überwachungsproblem"

Aus Sicht der Union war der Skandal um die Silikonkissen jedoch nicht nur ein "Überwachungsproblem". Daher sieht der Vorstoß der Unionspolitiker auch weitreichende Änderungen bei der Zulassung vor.

Benannte Stellen wie zum Beispiel der TÜV sollen Medizinprodukten der höchsten Risikoklasse die CE-Kennzeichnung nicht mehr nur aufgrund von Herstellerangaben vergeben dürfen.

Das würde bedeuten, dass sie die Implantate und ihre Funktionalität testen müssten, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.

Spürbare Strafen fordert die Union für Ärzte, die sich dem verpflichtenden Medizinprodukte-Beobachtungs- und Meldesystem verweigerten. PIP-Produkte seien schon seit Jahren aus Qualitätsgründen explantiert worden. Die Ärzte hätten dies aber nicht gemeldet.

Noch weiter geht die Gesellschaft für plastische Chirurgie. Sie fordert zentrale Medizinprodukteregister.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Klamme Kassen, gestresste Versorger: Gaß und Gassen fordern Reaktionen

„Kontaktgebühr“ beim Arztbesuch und Zuzahlungen in der Klinik

Gesundheitskosten für Bürgergeldbezieher

Krankenkassen gehen gegen die chronische Zechprellerei des Bundes vor

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

© 2024 Intuitive Surgical Operations Inc.

Operationstechnik

Roboter-assistiertes Operieren: von Pionieren lernen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Intuitive Surgical Deutschland GmbH, Freiburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuerungen

Das gilt 2026 bei Abrechnung und Honorar

Der positive Jahresrückblick

Diese guten Nachrichten gab es 2025 im Gesundheitswesen

Lesetipps
Eine Person hält drei Figuren in den Händen

© Suriyo/stock.adobe.com

Man kann nicht nicht führen

Mitarbeiterführung in der Arztpraxis: Tipps für Praxisinhaber

Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?