Starke Argumente und ein knappes Votum gegen die PID

Der CDU-Parteitag hat denkbar knapp für ein Verbot der PID gestimmt. Ein gesetzliches Verbot der PID muss das aber nicht bedeuten. Für das Stimmverhalten der CDU-Abgeordneten im Bundestag ist das Votum des Parteitags nicht bindend.

Veröffentlicht:
Äußerst knappe Abstimmung: 51 Prozent der Delegierten des CDU-Parteitags in Karlsruhe sprachen sich für ein Verbot von Gentests an Embryonen aus.

Äußerst knappe Abstimmung: 51 Prozent der Delegierten des CDU-Parteitags in Karlsruhe sprachen sich für ein Verbot von Gentests an Embryonen aus.

© dpa

KARLSRUHE (hom). Die CDU hat sich auf ihrem Parteitag in Karlsruhe für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Eine denkbar knappe Mehrheit der Delegierten folgte am Dienstag einem auch von Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel unterstützten Antrag, der ein gesetzliches Verbot der PID ohne Wenn und Aber vorsieht. Von den 799 abgegebenen gültigen Stimmen waren 408 für ein Verbot.

Der Abstimmung war eine mehrstündige, hochemotionale und dennoch sachorientierte Debatte über Gentests bei Embryonen vorausgegangen. Sowohl Befürworter als auch Gegner der PID hatten sich zuvor dafür ausgesprochen, auf jeden Fall eine Entscheidung in der Frage PID herbeizuführen, bevor der Bundestag über ein Gesetz berät. Der Beschluss des Parteitags ist für die CDU-Parlamentarier nicht bindend.

Der baden-württembergische Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzende Stefan Mappus nannte die Debatte eine "Sternstunde" in der Geschichte der CDU. Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte, die Debatte rühre "an die Seele der Partei".

CDU-Fraktionschef Volker Kauder, der vehement für ein PID-Verbot geworben hatte, sprach von einer "schicksalhaften Frage". In Anspielung auf den Gegenantrag, der eine Zulassung der PID in engen Grenzen vorsah, warnte Kauder die Delegierten vor einem solchen Schritt.

"Wir machen eine Tür auf und wissen nicht, was danach kommt." Ähnlich hatte sich zuvor auch Kanzlerin Merkel geäußert.

Bei der PID werden künstlich befruchtete Eizellen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf genetische Schäden untersucht. Geschädigte Embryonen sollen so ausfindig gemacht und "aussortiert" werden.

Gegner des Verfahrens sprechen von "menschenverachtender Selektion", Befürworter sehen in der PID dagegen eine "menschenfreundliche Methode", die Paaren mit schwerer genetischer Vorbelastung die Entscheidung für ein Kind erlaube. Ärzte schätzen die Zahl der betroffenen Paare auf 150 bis 200 im Jahr.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn, der sich in der Debatte für ein striktes Verbot der PID ausgesprochen hatte, sagte, eine Zulassung des Verfahrens in engen Grenzen biete Risiken, da die Anwendung der PID eben nicht eingrenzbar sei.

Zwar erwarte er "keinen Dammbruch, aber einen langsam anschwellenden Fluss". Zudem biete auch die PID "keine hundertprozentige Sicherheit, dass ein Kind später nicht doch krank wird".

Befürworter einer PID-Zulassung unter strengen Auflagen wie der Gesundheitsexperte Rolf Koschorrek hatten erklärt, ein Verbot mache wenig Sinn, weil "überall um uns herum PID erlaubt ist".

Deutschland habe jetzt die Chance, klare Grenzen für die PID zu ziehen. Verbiete man das Verfahren, drohe eine Art PID-Tourismus ins europäische Ausland, wo die Tests weitgehend erlaubt sind.

In der Koalition gibt es zum Thema PID kein einheitliches Meinungsbild. Die FDP hatte zuletzt mehrfach für die Zulassung der PID plädiert.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Abb. 1: Wichtige Signalwege und Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie beim Mammakarzinom

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Molekularpathologische Diagnostik

Welche Tests sind wichtig beim Mammakarzinom?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an