Deutsche Krankenhausgesellschaft

Sturmlauf gegen Notfall-Reformpläne

Führende DKG-Vertreter schreiben Brandbrief an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Kritik: DIe DKG findet die Notfall-Reform gar nicht gut.

Kritik: DIe DKG findet die Notfall-Reform gar nicht gut.

© Stephan Jansen / dpa

Berlin. Vor einer massiven Begrenzung ambulanter Versorgungskapazitäten warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG).

Es sei „absolut inakzeptabel“, dass Krankenkassen und niedergelassene Ärzte künftig über die Allokation von Integrierten Notfallzentren (INZ) in Deutschland entscheiden können sollen, schreiben DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß und DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum in einem Brief an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses im Bundestag.

Der Ausschuss solle daher den Referentenentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn zur Reform der Notfallversorgung stoppen.

Fachliche Leitung soll bei KVen liegen

Die Vertreter der Krankenhäuser in der Gemeinsamen Selbstverwaltung gehen davon aus, dass lediglich an zwischen 500 und 700 der aktuell 1100 an der ambulanten Notfallversorgung teilnehmenden Akutkrankenhäuser INZ eingerichtet werden könnten. Eine ähnliche Größenordnung hatte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Gassen am Mittwochabend in Berlin genannt.

Der Gesetzentwurf zur Reform der Notfallversorgung sieht vor, die Integrierten Notfallzentren unter die „fachliche Leitung“ der Kassenärztlichen Vereinigungen zu stellen. Wo die INZ angesiedelt werden sollen, sollen die Landesausschüsse nach Paragraf 90a SGB V entscheiden.

Dort haben Krankenkassen und Vertragsärzte eine Mehrheit und könnten die Krankenhausvertreter überstimmen. Da die Krankenhausplanung laut Grundgesetz Ländersache sei, werde somit die „verfassungsmäßige Zuordnung“ auf die Zuständigkeit der Länder verletzt.

„KVen an sich keine medizinischen Leistungserbringer“

Dass die Kassenärztlichen Vereinigungen die „fachliche Leitung“ in den Notfallzentren übernehmen sollen, empört die Krankenhausvertreter gleichermaßen. Die KVen an sich seien keine medizinischen Leistungserbringer, argumentieren Gaß und Baum.

„Sie müssten Ärzte rekrutieren, die in den neuen Ambulanzen an den Krankenhäusern Leitungsfunktionen ausüben, ohne dass sie den Krankenhäusern unterstehen“, heißt es in dem Schreiben an die Abgeordneten. Zu einer gesetzlichen Verpflichtung zu einer wirtschaftlichen Partnerschaft von Krankenhausträgern mit KVen bestehe keine Notwendigkeit.

Bereits heute würden sämtliche ambulante Notfallleistungen sowie ambulante Operationen, Leistungen der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV und Leistungen der Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) an den Krankenhäusern erbracht.

Dass die INZ sozusagen ein „Betrieb im Betrieb“ sein sollen, sei kontraproduktiv. Da die Krankenhäuser auch künftig Ambulanzen vorhalten müssten, entstünden Doppelstrukturen. Die Krankenhäuser seien nach Paragraf 39 SGB V dazu verpflichtet zu prüfen, ob Patienten stationär behandlungsbedürftig seien.

Fachanhörung am 17. Februar

Die Pläne der niedergelassenen Ärzte, aber auch der dem Marburger Bund angehörigen Klinikärzte, sehen demgegenüber vor, dass die INZ lediglich den Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte so weit wie möglich ersetzen sollen.

Ein regelhaft einzusetzendes Ersteinschätzungsverfahren (SMED) soll helfen, Patienten der richtigen Versorgungsebene zuzuordnen. Der Verkürzung von Wartezeiten in den Krankenhausambulanzen und künftigen INZ soll zudem die neue ambulante Notfallnummer 116 117 und ihre Verzahnung mit der 112 der Rettungsdienste dienen.

Patienten sollen schon am Telefon auf in ihrer Nähe geöffnete Arztpraxen verwiesen werden, falls sie nicht tatsächlich als medizinische Notfälle einzustufen sind.

Bislang gibt es lediglich einen Referentenentwurf. Wann die Reform der Notfallversorgung, zu der auch die Aufwertung des Rettungsdienstes zu einem eigenen Leistungsbereich des SGB V gehören soll, ins Kabinett und dann in den Bundestag gehen soll, steht noch nicht fest. Am 17. Februar ist eine Fachanhörung der beteiligten Verbände angesetzt.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zum geplanten „Gesundheitspunkt“ im Rems-Murr-Kreis

Gesucht ist eine kluge Koproduktion der ambulanten Versorgung

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

Bei der Frage, ob und wann die Nieren gespült werden sollten, herrscht Uneinigkeit.

© Hifzhan Graphics / stock.adobe.com

Akutes Nierenversagen

Fragwürdige Nierentherapien: Nicht unnötig spülen!