Live aus London

Tag 2 - Meine deutsche Flurbekanntschaft

Unser Korrespondent Arndt Striegler liegt als Patient im St. Thomas Hospital - und erlebt das britische NHS-System am eigenen Leib. In unserem Blog berichtet er live vom Krankenbett. Und heute von einer interessanten Frau.

Veröffentlicht:
Unser Korrespondent Arndt Striegler berichtet als Patient vom Alltag in einem Londoner Krankenhaus. Heute erzählt er uns von einer deutschen Chirurgin.

Unser Korrespondent Arndt Striegler berichtet als Patient vom Alltag in einem Londoner Krankenhaus. Heute erzählt er uns von einer deutschen Chirurgin.

© Arndt Striegler

Ein erfahrener Blogger bin ich ja nicht. Haben die erfahrenen Blog-Leser unter Ihnen garantiert auch schon längst gemerkt. Dass aber trotzdem so großes Interesse und Zuspruch nach meinen ersten Londoner Krankenhaustagebuch-Eintragungen kamen:

Wow! Danke!

Da macht das Weiter-Bloggen gleich doppelt so viel Spaß. Wobei es wohlbemerkt hier erst einmal nicht so sehr um den Blog geht, sondern um das, was ich gerade täglich als Klinikpatienten in einem der größten staatlichen Universitätskrankernhäuser (St. Thomas London) erlebe.

Heute auf dem Weg zum Röntgen. Ich traf zufällig eine junge deutsche Chirurgin, die gerade in London Vertretungsdienste übernimmt. Nennen wir sie Martina Wagner. Ihren richtigen Namen nenne ich nicht, da das zu Problemen mit ihrem derzeitigen Arbeitsgeber National Health Service (NHS) führen könnte.

Zwar hat mir Frau Wagner während unseres kleinen Plausches zwischen 3. und 7. Stock und auf dem weiteren gemeinsamen Weg in Richtung Radiologie weiß der Himmel nichts sensationell neues oder skandalös schlechtes berichtet.

Dennoch konnte ich mir die Frage nicht verkneifen, wieso sie die doch immer noch recht guten Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland mit dem relativen Chaos eines NHS in der Londoner City vertauscht? Ist es das Geld? War es die Liebe? Oder noch was anderes? Es war noch was anderes. Die Deutsche findet den Verdienst, verglichen mit Deutschland, nicht so top, um dafür gleich Arbeitgeber, Wohnsitz und Aufenthaltsland zu wechseln.

Nervig, brutal - aber Medizin-Metropole

London ist eher nervig und brutal: Wohnungen sind super-teuer und meist schlecht, das Transportwesen funktioniert nur manchmal.

Was großen zeitlichen Mehraufwand erfordert, bloß um sicher zu sein, im nicht unwahrscheinlichen Fall eines U-Bahnausfalls oder Busfahrerstreiks dennoch pünktlich auf der Station zu erscheinen.

Nein - der Grund für den mutigen Sprung über‘n Kanal ist die Faszination der Medizin-Metropole London! Nicht meine Worte, sondern die von Frau Wagner. Medizinisch-wissenschaftlich laufen hier die Fäden zusammen.

Einige der führenden Fachverlage und Berufsorganisationen haben Dependancen. Und die in London versammelte haus- und fachärztliche Expertise ist atemberaubend. Im Klartext: Networking-Paradies!

17 statt 115-Quadratmeter

Ach so, dachte ich. Eine junge, karrierebewusste deutsche Chirurgin, die vorankommen will. Und gerade als sich in mir so'ne leichte Enttäuschung hochwühlen wollte - ich fand zu sehr karriere-ausgerichtete Menschen noch nie sonderlich faszinierend - sagte Frau Wagner den magischen Satz! "Ich möchte mich auf obdachlose Patienten spezialisieren."

Das ist also der Grund, eine geräumige 115-Quadratmeter-Wohnung in exponierter Innenstadtlage in Hannover mit einer 17-Quadratmeter-Bruchbude am Londoner Stadtrand zu vertauschen.

Die Zahl der Obdachlosen in London steigt in jedem Jahr seit 2008 weiter an. Und St. Thomas ist nun mal das Versorgungszentrum.

Es sind wissenschaftliche Studien über Gesundheitszustand, Therapieangebote, Compliance und anderes in der Pipeline. Hängt wohl aber alles am Funding.....Morgen mehr - dann endlich mal was darüber, wie sich's so liegt, schläft, isst und anfühlt, 24/7 in den Händen der Staatsmediziner zu sein....

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Kommentare
Hans-Bernhard Henkel-Hoving 04.03.201611:01 Uhr

Ich bleibe am Blog!

Großes Kompliment, lieber Herr Striegler, von einem journalistischen Kollegen aus Deutschland. Gute Schreibe, ein ordentlicher Schuss Humor, interessante Einblicke in den ausländischen Klinikalltag, tolle Zitate von der deutschen Ärztin und hoffentlich geht am Ende auch für den Patienten Striegler alles gut aus. Ich bleibe jedenfalls am Ball, sorry, Blog! Gute Besserung wünscht Hans-Bernhard Henkel-Hoving, Berlin

Dr. Michael Traub 04.03.201608:52 Uhr

Bravo!

Danke für dieses Hohelied! Da singe ich auch das von Kiki: in Deutschland aufgewachsen, den Facharzt
für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie gemacht, in Kalkutta gearbeitet und jetzt in der Heimat
ihrer Eltern in Griechenland unter schwierigsten Bedingungen ärztlich tätig. Das nenne ich Humanitas!

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