Kommentar zu G7

Themenwahl des Treffens ist ein Erfolg für sich

Von Martina Merten Veröffentlicht:

Es wird viel kritisiert - im Vorfeld und im Anschluss an Gipfel wie den diesjährigen der sieben Supernationen im bayerischen Elmau. Nie passt allen alles. Meist passt sogar vielen nichts.

Einiges, was die Politiker im Rahmen der deutschen Präsidentschaft beschlossen haben - und das trifft auch für die Maßnahmen rund um das Top-Thema Gesundheit zu - kritisieren Analysten als nicht weitreichend genug, um den drängenden globalen Herausforderungen begegnen zu können.

Am Ende, bemängeln sie, haben einfach nur sieben Nationen zwei Tage lang an einem großen Tisch gesessen und Abschlusserklärungen unterzeichnet - mit wie so oft ungewissem Ausgang.

So kann man es sehen. Und sich darüber grämen, dass die Absicht der G 7, Antibiotika fachgerecht zu verwenden und endlich mehr Forschung und Entwicklung zu betreiben, zu vage ist, zu spät kommt und aufgrund der divergierenden Interessen von Pharmaindustrie und Wissenschaft zu schwer umzusetzen sei.

Zumal konkrete Finanzierungszusagen fehlen. Schließlich sterben laut WHO circa 700.000 Menschen jedes Jahr in Folge einer Antibiotikaresistenz - Zahl steigend. Und es ist ebenso verheerend, dass es der noch andauernden Ebola-Epidemie in Westafrika bedurfte, um die Welt wachzurütteln.

Um ihr klar vor Augen zu halten, dass Infektionskrankheiten wie diese die zahlreichen Lücken im Netz der globalen Gesundheitspolitik brutal offenbart haben und diese ganz schnell zu schließen sind.

Möglich könnte das sein, wie in Elmau beschlossen, durch den Aufbau und die Stärkung von Gesundheitssystemen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen mindestens 60 Länder besonders unterstützt werden, heißt es in der Abschiedserklärung.

Oder auch durch einen WHO-Krisenreaktionsfonds und eine Weißhelm-Truppe zum Eingreifen bei Seuchen wie in Genf im Rahmen der 68. Weltgesundheitsversammlung vor zwei Wochen diskutiert und von den G7 in Elmau bestätigt.

Aber: Man kann auch versuchen, es positiv zu sehen. Krankheiten und deren globale Herausforderungen haben es neben gravierenden Krisen und Klimawandeldiskussionen in den Kreis der drei Top-Themen des G 7-Gipfels geschafft.

Merkel und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ist es gelungen, den eigenen Reihen und den restlichen sechs Großmächten die Tragweite von Antibiotikaresistenzen, Ebola und vernachlässigten Tropenerkrankungen zu vermitteln.

Es bedarf symbolischer Absichtserklärungen wie der von Elmau. Ohne sie geht es in der Diplomatie nicht. Das Problem, das bleibt, ist der Faktor Zeit. Bei immer mehr Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern (LMIC) wirken Antibiotika aufgrund der steigenden Einnahmen durch den niedrigschwelligen Zugang nicht mehr.

Epidemien wie Ebola werden die fragilen Gesundheitssysteme in LMICs erneut schnell an ihre Grenzen bringen. Gleichzeitig ist der Klimawandel Katalysator für das Vorkommen von NTD. Dekarbonisierung in diesem Jahrhundert als Ergebnis ist hervorragend. Aber das Jahrhundert ist noch jung.

Dass die Uhr tickt, muss fest im Bewusstsein der Entscheider verankert sein. Dem schien so zu sein während der Weltgesundheitsversammlung. So muss es auch sein beim Treffen der G7-Gesundheitsminister im Oktober in Berlin und während der Klimakonferenz im Dezember in Paris. Sonst werden künftige G 7-Gipfel nur noch um ein Top-Thema kreisen: Krankheiten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an