Wirtschaft hätte gern den Pflege-Kapitalstock

Eine unangenehme Botschaft hatte Gesundheitsminister Bahr für Vertreter der bayerischen Wirtschaft parat: Das Umlageprinzip der Pflegeversicherung ist breit akzeptiert.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN (sto). Die soziale Pflegeversicherung sollte nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr auch künftig nur einen Teil der Kosten absichern. "Der Staat kann nicht alles bezahlen", sagte Bahr am Montagabend bei einer Veranstaltung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in München.

Zugleich räumte Bahr ein, dass ein Umstieg von einer Umlagefinanzierung auf eine kapitalgedeckte Finanzierung in der Pflegeversicherung "nicht von heute auf morgen" möglich sei.

Die Grundentscheidung für die Umlagefinanzierung, die mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 getroffen wurde, finde in der Bevölkerung breite Akzeptanz. Das müsse auch die Politik zur Kenntnis nehmen, räumte er ein.

Zuvor hatte vbw-Präsident Professor Randolf Rodenstock eine grundlegende Weichenstellung in der Pflegeversicherung angemahnt. Die Politik dürfe nicht die Augen vor dem schließen, was da auf uns zurollt.

Mindestens als Ergänzung

Angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen werde man sich in Zukunft immer weniger auf die Familienpflege verlassen können, meinte Rodenstock. Der Bedarf an professioneller Pflege werde rasant zunehmen.

Die gesetzliche Pflegeversicherung sei auf diese Entwicklung jedoch nicht vorbereitet. Die Umlagefinanzierung könne die daraus resultierenden Belastungen auf Dauer nicht tragen, so Rodenstock.

Deshalb sollte eine verpflichtende kapitalgedeckte Finanzierung zumindest als Ergänzung eingeführt werden. Dazu habe die vbw mit einem Gutachten einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, sagte Rodenstock.

Das Konzept der Wirtschaftsvereinigung bezieht außer dem Entgelt auch andere Einkommensarten, wie zum Beispiel Mieteinnahmen, in die Finanzierung mit ein, erläuterte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

"Das entlastet den Faktor Arbeit langfristig und ist gerechter als das jetzige System", sagte Brossardt. Das Konzept beinhalte einen Vertrauensschutz für ältere Versicherte und einen Sozialausgleich für Einkommensschwache. Eine Überlastung pflegenaher Jahrgänge werde damit vermieden.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

WIdO-Geschäftsführer Klauber über Datenanalysen im Gesundheitswesen

„Eine gute Patientensteuerung kann die Versorgungsqualität verbessern“

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie können Ärztinnen und Ärzte unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen, Dr. Burda?

Deutsche Herzstiftung

Herzbericht 2025: Impfen schützt das Herz!

Lesetipps
Schild eines Hautarztes mit den Öffnungszeiten.

© Dr. Hans Schulz, Bergkamen

Dermatologische Komplikationen

Was tun, wenn beim Diabetes die Haut Ärger macht?

Eine Krankenpfleger analysiert das gerade aufgenommene Röntgenbild eines älteren Patienten auf einem Computermonitor.

© izusek / Getty Images / iStock

Unterschiedliche DXA-Scores wichtig

Osteoporose bei Männern: Tipps zur Diagnostik und Therapie

Äpfel und eine Flasche Apfelessig

© Sea Wave / stock.adobe.com

Kasuistik

Apfelessig-Diät verursachte Leberschädigung