Die Meinung
Alternativlose Deckelung
Möglicherweise schafft es die große Koalition vor der Sommerpause nicht mehr, das Gesetz zum Provisionsdeckel in der Lebensversicherung zu verabschieden. Angesichts des Zustands der Bundespolitik ist es sehr wohl möglich, dass damit das ganze Projekt kippt.
Veröffentlicht:Möglicherweise schafft es die große Koalition vor der Sommerpause nicht mehr, das Gesetz zum Provisionsdeckel in der Lebensversicherung zu verabschieden. Angesichts des Zustands der Bundespolitik ist es sehr wohl möglich, dass damit das ganze Projekt kippt – wer weiß denn, ob wir im August noch eine Kanzlerin Merkel und eine große Koalition haben? Während Vertriebsorganisationen und manche Maklerpools das als Erfolg feiern würden, herrscht in weiten Teilen der Branche eine nüchternere Betrachtung der Lage.
Es gibt viele Versicherungsvorstände, die das Gesetz nicht ungern sähen. Aus gutem Grund: Der Provisionsdeckel würde Großvertriebe und Banken bei ihren Provisionsforderungen zügeln, die gelegentlich erpresserische Züge haben.
Manche Manager denken auch politisch langfristig. Was wäre, so ihre Überlegung, wenn eine von den Grünen geführte grün-rot-rote Bundesregierung an die Macht käme? Dann wäre das Thema nicht mehr der Provisionsdeckel, sondern ein Provisionsverbot. Beschließt der Bundestag jetzt aber einen Deckel, dürfte sich eine Nachfolgeregierung kaum an eine rasche Neuregelung wagen.
Wenn Assekuranzen die Lebensversicherung als Teil der privaten Altersvorsorge erhalten wollen, müssen sie alles tun, die Kostenlast zu reduzieren. Ich glaube nicht, dass die Lebensversicherung ohne einen Provisionsdeckel eine Zukunft hat. Dafür sind die Zinsen einfach zu niedrig und die aktuellen Kosten zu hoch.
Herbert Fromme ist Wirtschaftsjournalist in Köln