GOÄ-Verstöße: Kritik an der Kritik

Erpressen niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen Kliniken, um gut dotierte Honorarverträge zu bekommen? Diesen Vorwurf kontern die DGOU und der BVOU - und verweisen auf die Möglichkeiten der GOÄ.

Veröffentlicht:
Orthopäden im Visier.

Orthopäden im Visier.

© Mathias Ernert

NEU-ISENBURG (jvb). Standesvertreter der Orthopäden und Unfallchirurgen wehren sich gegen pauschale Behauptungen des Fernsehmagazins "Frontal 21".

In einem Beitrag wurde niedergelassenen Orthopäden vorgeworfen, sie erpressten Kliniken, um Kooperationsverträge zu bekommen.

Teilweise sähen diese eine Vergütung von 1000 bis 1800 Euro pro Op vor. Das sei viel mehr, als Ärzten nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zustehe.

"Bei Vorgängen, wie im Beitrag beschrieben, handelt es sich allenfalls um Einzelfälle, die es zu unterbinden gilt", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Berufsverbands der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Kopfprämien für Zuweisungen lehnen die Verbände ab und verweisen auch darauf, dass diese der Berufsordnung widersprechen.

Schon Mitte April dieses Jahres haben die Verbände eine Richtlinie zur Kooperation zwischen Kliniken und niedergelassenen Fachärzten erarbeitet.

Darin heißt es, die Vergütung solle "angemessen" sein und "sich an der GOÄ oder anteilig an der DRG orientieren".

Das könne der DGOU zufolge auch auf die von "Frontal 21" genannten Beträge zutreffen: Der Beitrag bezieht sich anfangs auf Hüft- und Kniegelenksoperationen.

Für Hüftendoprothetik sehe die GOÄ zwischen 500 und 800 Euro und für Knieendoprothetik 600 bis 1000 Euro vor, sagte ein DGOU-Mitarbeiter der "Ärzte Zeitung".

Diese Sätze könnten - rechtlich zulässig - je nach Schweregrad mit Steigerungsfaktoren von bis zu 3,5 versehen werden.

Damit lägen auch die von "Frontal 21" genannten Vergütungen im Bereich des Möglichen nach GOÄ-Abrechnung.

Laut der Richtlinie der Verbände sollen die Klinikträger die Vergütung der Leistungen von Honorarärzten gegenüber den Kostenträgern transparent machen, um den Eindruck zu verhindern, es handele sich um Entgelte für Zuweisungen.

Auch sollen Honorarärzte Verträge mit der Industrie oder andere Nebentätigkeiten, die dem Klinikinteresse entgegen stehen, offenlegen.Die Verbände weisen auch darauf hin, dass das Verschwimmen der Sektorgrenzen politisch gewollt sei.

Parallel nehme die Spezialisierung zu, wodurch traditionell in der Klinik angesiedelte Behandlungen in den ambulanten Sektor abwanderten. Immer mehr böten Spezialisten daher ihre Leistung den Kliniken gegen Entgelt an.

"Die Integration der honorarärztlich tätigen Operateure in die Abteilungen ist nicht unproblematisch, da an vielen Stellen vertraglich ungeklärt", heißt es in der Richtlinie.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisverwaltung

Doctolib bringt neues KI-PVS an den Start

Fachgruppen-Vergleich

In der Dermatologie kommt jeder zweite Euro über die Privatmedizin

Kooperation | In Kooperation mit: dem Tag der Privatmedizin
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job