Versicherungen

Gefährliche Lücken im Schutz

2000 Euro pro Jahr geben Bundesbürger im Schnitt für Versicherungsverträge aus. Doch dabei sind die wichtigsten Risiken nicht einmal abgedeckt, sagt der Bund der Versicherten. Der Verband rät dringend zum Versicherungscheck.

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NEU-ISENBURG. Sechs Versicherungsverträge schlummern im Schnitt im Versicherungsordner jedes einzelnen Bundesbürgers - so lautet der Erfahrungswert des Bundes der Versicherten (BdV).

Diese Verträge würden die Bürger im Durchschnitt 2000 Euro pro Jahr kosten. Trotz dieser Kosten sei die Mehrzahl der Bürger aber weder sinnvoll noch ausreichend versichert. "Nach unserer Erfahrung haben 90 Prozent aller Haushalte entweder überflüssige Verträge, zu teure Versicherungen, oder es fehlt wichtiger Versicherungsschutz.", sagt Bianca Boss, Pressereferentin des BdV.

Trotz der insgesamt 457 Millionen Versicherungsverträge in Deutschland habe fast ein Drittel aller deutschen Haushalte keine Privathaftpflichtversicherung. Obwohl diese eine der wichtigsten Versicherungen ist, denn sie leistet, wenn man einem anderen einen Schaden zufügt.

"Und dabei geht es nicht um die heruntergeworfene Kaffeetasse, sondern um Schadensersatzansprüche, die gerade bei Personenschäden in die Millionen gehen können", erklärt Boss. Eine Privathaftpflichtpolice sei bereits für 60 Euro im Jahr zu bekommen, so der Verband.

Sorgenkind BU-Vertrag

Noch schlimmer sieht es nach Angaben des Verbands im Bereich der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) aus. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gebe es nur gut 16,9 Millionen BU-Verträge.

Schuld an der Unterversorgung seien - so der BdV - oft die Versicherungsunternehmen, die vielen Bürgern nur unbezahlbare oder aber überhaupt keine Angebote machten. Probleme gebe es aber auch bei der Risikolebensversicherung, die die Hinterbliebenen im Todesfall absichern soll. Diese sei zwar bei vielen Familien vorhanden. Meist sei die Versicherungssumme jedoch viel zu gering.

Boss: "Verträge mit Versicherungssummen unter 100.000 Euro sind leider keine Seltenheit. Doch wenn eine Familie abgesichert werden soll, ist der Schutz nicht ausreichend, falls der Hauptverdiener verstirbt."

Fehlen auf der einen Seite wichtige Versicherungen, werden auf der anderen häufig unnütze Verträge abgeschlossen. Dazu zählen nach Meinung des BdV etwa eine Glasversicherung, die Brillen- oder auch die Handyversicherung. "Der BdV rät dazu, sich immer nur gegen Risiken abzusichern, die einen existenziell bedrohen können", sagt Boss.

Der Verband empfiehlt zudem, einen regelmäßigen Versicherungscheck durchzuführen. Der Jahresstart sei genau der richtige Zeitpunkt, die eigenen Versicherungsordner zu entrümpeln.

Der BdV bietet auf seiner Website zwar einen Versicherungsbedarfsrechner, der mit ein paar Klicks ermittelt, welche Versicherungen wichtig, weniger wichtig oder gar überflüssig sind. Dies sollte aber nur eine erste Entscheidungshilfe sein.

Danach sollten Versicherte eine individuelle Beratung suchen, z.B. bei den Verbraucherzentralen oder bei Versicherungsberatern, rät der Verband. (reh)

www.bundderversicherten.de/Bedarfsermittlung

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