Anlagen-Kolumne

Gesunde Aktien - im doppelten Sinne

Zuletzt haben Pharmahersteller Kursverluste von bis zu 40 Prozent hinnehmen müssen. Ursache waren wenig fundierte Befürchtungen des Marktes, die niemanden veranlassen sollten, aus der soliden Anlage zu flüchten - im Gegenteil.

Von Hanno Kühn Veröffentlicht:

Medikamente sind zu teuer! Dieses Lied stimmen Versicherer und Politiker allzu gern an. Kürzlich wurde der Chor der Kritiker wieder lauter, denn der US-Hersteller Gilead hatte Ende 2013 ein neues Mittel gegen Hepatitis C auf den Markt gebracht - für 1000 US-Dollar pro Pille.

Versicherungen wollen die Erstattung noch prüfen, ein US-Senator hat Gilead gebeten, darzulegen, wie der Preis begründet wird. Auf dem Aktienmarkt hat diese politische Reaktion zu einem Kursrutsch bei Pharmatiteln geführt. Anleger befürchten, dass die Unternehmen die Preise senken müssen und so auch die Gewinne sinken. Aber wie kommt es überhaupt zu solchen Preisen?

Neben Produktionskosten, Marktlage und Heilungschancen bestimmen Forschung und Entwicklung den Preis eines Medikaments: Bis alle Studien abgeschlossen sind und es auf dem Markt ist, vergehen oft bis zu zwölf Jahre - bei Kosten von 500 Millionen US-Dollar. Nach der Markteinführung und weiteren Studien sind es dann häufig über eine Milliarde US-Dollar.

Patent läuft nach 20 Jahren ab

Aber: Aus 100 initiierten Projekten wird in der Regel nur eine Markteinführung - in 99 Prozent der Fälle werden die Kosten nicht durch Verkäufe kompensiert. Um die Kosten zu decken, hat das Unternehmen wenig Zeit: Das Patent läuft nach 20 Jahren ab.

Dann kommt das erste Generikum auf den Markt und der Umsatz des Originalpräparats fällt innerhalb eines Jahres um rund 90 Prozent.

Der Nutzen vieler neuer Medikamente ist jedoch immens: Beim Mittel von Gilead betragen die Heilungschancen fast 100 Prozent, und andere Kosten - etwa für Dialyse wie bei der bisherigen Behandlung - entfallen.

Dieses langfristige Denken wird sich auch bei Versicherern und Politikern durchsetzen. Ich sehe den Kursrutsch der vergangenen Wochen deshalb als nicht gerechtfertigt und empfehle Anlegern, das aktuelle Kursniveau als Chance zu sehen, um günstig in Gesundheitsaktien zu investieren.

Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“