Anlagenkolumne
Globale Streuung nicht vergessen
Nach zehn Jahren guter Börse sind es meist kluge Köpfe, die mögliche Absturzszenarien entwerfen. Die Muster für einen Crashauslöser ähneln sich: Billiges Geld und rosige Fortschrittsaussichten treiben die Preise – und die mediale und gesellschaftliche Akzeptanz des Anlagevehikels steigt. Traditionelle Bewertungen, wie etwa Kurs zu Gewinn, verlieren an Bedeutung.
Dazu ein Blick auf die zurückliegenden 50 Jahre: Die hohe Inflation in den 70er Jahren und zwei Ölkrisen ließen Anleger am Ende in Gold flüchten. Wer zu spät einstieg, hatte erst nach 30 Jahren seinen Einsatz wieder. An den Börsen lieferte Japan die besten Ergebnisse.
Die Japaneuphorie endete nach zehn Jahren mit der 100-fachen Kurs-Gewinnbewertung. Vom anschließenden Einbruch hat sich der Markt bis heute nicht erholt. Ende der 90er platzte die Blase im völlig überbewerteten Telekommsektor. Banken- und Schuldenkrisen schickten Aktien in den 0er Jahren in den Keller, Gold- und Staatsanleihenbesitzer lagen vorn. In den 10er Jahren verliert Gold, US-Aktien steigen stark. Extremwerte liefert der durch die Notenbanken manipulierte Rentenmarkt.
Und wie könnte es nun weitergehen? Geld bleibt extrem billig. Privatleute, Staaten und Unternehmen werden in den 2020er nochmal richtig Schulden machen und die Vermögen in eine deutliche Bewertungsausweitung treiben. Aktien könnten am Ende die schon jetzt teure Immobilie als bevorzugtes Anlagethema ablösen. Die nächsten Zehnjahresgewinner könnten Asien und China heißen, denn China wird im kommenden Jahrzehnt zur größten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen.
Die Geschichte wird sich wiederholen: Zuviel billiges Geld führt zu höherer Verschuldung und Fehlbewertungen. Erst die 2030er Jahre könnten die große Bereinigung bringen. Doch das ist alles Spekulation – deshalb eine globale Streuung im Depot nicht vergessen.
Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Urban & Kollegen GmbH. Er ist mehrfach für seine Leistungen in der Vermögensverwaltung ausgezeichnet worden.