"Jobkiller Gesundheitspolitik!": Krankenhäuser wehren sich

Veröffentlicht:

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kämpft gegen die Sparbeiträge. Sie präsentiert ein Gutachten, in dem die Sparvorgaben als unverhältnismäßig bezeichnet werden. Jetzt hat sie auch eine Plakataktion in NRW gestartet.

KÖLN (iss). Die Politik darf den Krankenhäusern keine weiteren Sparbeiträge zur Entlastung der Kassenfinanzen zumuten.

Zu diesem Ergebnis kommt der Berliner Staatsrechtler Professor Helge Sodan in einem Gutachten im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

"Die Kürzung der Veränderungsrate für 2012 ist mittlerweile verfassungswidrig geworden", stellt Sodan fest.

Grund für die Regelung von Ende 2010 war das befürchtete Defizit der GKV. "Nach der mittlerweile erfolgten Zielerreichung ist bereits kein legitimer Zweck für den vom Gesetzgeber den Krankenhäusern auferlegten Sparbeitrag mehr gegeben", schreibt Sodan im Gutachten.

Weitere Belastung unverhältnismäßig

Angesichts der positiven Finanzentwicklung der GKV hält der Jurist eine weitere Belastung der Krankenhäuser für unverhältnismäßig und einen ungerechtfertigten Eingriff in die Berufsausübungsfreiheit.

"Der Gesetzgeber hat insoweit eine verfassungsrechtlich begründete Nachbesserungspflicht". Er müsse die Kürzungsregelungen aus dem GKV-Finanzierungsgesetz, insbesondere die Senkung der Veränderungsrate um 0,5 Prozentpunkte, umgehend aufheben.

Mit einer Streichung des Sparbeitrags allein ist es nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) aber nicht getan. Um eine nachhaltige Klinikfinanzierung zu erreichen, hält sie zum einen für 2012 den vollen Tarifausgleich für notwendig.

Zum anderen fordert die KGNW ab 2013 die Abkehr von der Grundlohnrate und die Einführung des vollen Orientierungswertes zur besseren Abbildung der allgemeinen Kostenentwicklung.

Plakataktion in NRW

Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hat die KGNW mitten im nordrhein-westfälischen Wahlkampf in 167 Städten eine Plakataktion begonnen: "Jobkiller Gesundheitspolitik: 1 Milliarde Euro fehlt in deutschen Krankenhäusern".

Die 250.000 Beschäftigten in den 404 Kliniken des Landes erwarteten von den Kandidaten der Parteien, dass sie sich in Berlin für ihre Belange einsetzen, sagte KGNW-Vizepräsident Jochen Brink.

"Wer ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland repräsentiert, hat Stimme und Einfluss bei den verantwortlichen Kollegen der Bundestagsfraktion."

Brink warnte vor einem massiven Stellenabbau in NRW. "Unsere Sorge ist, dass die Politik hier die Krankenhäuser im Stich lässt und damit mehr als 6000 Arbeitsplätze gefährdet."

Die Kassen weisen die Forderungen der KGNW zurück. "In NRW haben wir mehr als 13.000 Betten zu viel und Überkapazitäten bei Kliniken, die abgebaut werden müssen", heißt es in einer Stellungnahme des Ersatzkassenverbands vdek. Im Landesbasisfallwert für 2012 seien Tarifsteigerungen bereits einkalkuliert.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an