Beispiel Frankfurt

Klinik wirbt multimedial um Ärzte

Arbeitgeber müssen ihre potenziellen Nachwuchskräfte oft erst vom Unternehmen überzeugen. Vor dieser Herausforderung stehen auch Krankenhäuser. Die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken zeigen, wie man sich dieser stellen kann.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Firmen feilen via Employer Branding am eigenen Image, um bei Nachwuchskräften zu punkten.

Firmen feilen via Employer Branding am eigenen Image, um bei Nachwuchskräften zu punkten.

© Coloures-pic / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. "Teamgeist erleben" - unter diesem Motto werben die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken über das laufende Jahr hinweg in mehreren Phasen multimedial um Ärzte und andere Fachkräfte, die im Zuge des demografischen Wandels Mangelware zu werden drohen. Das Beispiel der Frankfurter Kliniken zeigt, wie das Employer Branding im Krankenhausbereich aussehen kann.

Denn die Arbeitgebermarkenbildung wird auch für Krankenhausbetreiber im Zuge der Personalbeschaffung zunehmend wichtiger. In einer Marktsituation, in der sich potenzielle Mitarbeiter ihren Arbeitgeber aussuchen können und nicht umgekehrt die Unternehmen bequem aus einer Schwemme von qualifizierten Fachkräften ihre Auswahl treffen können, müssen sich die Kliniken als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Mehr als nur Gehalt und Karriere

Employer Branding

Employer Branding als Begriff kennzeichnet nach Angaben des Professors für Betriebswirtschaftslehre Jan Lies den Aufbau und die Pflege von Unternehmen als Arbeitgebermarke. Angesichts des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels sowie Talentwettbewerbs vieler Branchen und Unternehmen, dienen, so Lies, der Aufbau und die Pflege einer Arbeitgebermarke dazu, sich gegenüber Mitarbeitern und möglichen Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, um so einen Beitrag zur Mitarbeitergewinnung und –bindung zu leisten.

Da außerdem die klassischen Karrieremuster in der Klinik peu á peu ausgedient haben werden, müssen sich Krankenhäuser als Arbeitgeber auf Wünsche einstellen, die zum Beispiel kürzere und geregelte Arbeitszeiten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen. Wenn sie diese glaubwürdig darstellen können, haben sie bessere Chancen, bei arbeitssuchenden oder wechselwilligen Fachkräften auf sich aufmerksam zu machen.

"Wir haben zusammen mit unseren Mitarbeitern in einem längeren Prozess unsere Alleinstellungsmerkmale als Arbeitgeber herausgearbeitet und die Maßnahmen der Personalrekrutierung professionalisiert", erläutert Dr. Marion Friers, die bei den Rotkreuz-Kliniken als Geschäftsführerin für Personal, Pflege & Kommunikation fungiert.

Die Kampagne untergliedere sich in die vier Dimensionen Teamgeist, Zeit (für Patienten), Qualifikation und Wertschätzung - Dimensionen, die für Pflegekräfte maßgeblich seien, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entschieden, wie Friers hervorhebt.

Wichtig für die Krankenhausmanagerin war zudem die Authentizität der Employer-Branding-Aktivitäten: "‚Teamgeist erleben‘ - das ist es, was unsere Mitarbeiter als für unser Haus prägend sehen, daher lautet so auch der Claim der Kampagne. Das für uns Schönste aber ist, unsere Mitarbeiter zeigen Gesicht für Ihre Häuser. Alle Pflegekräfte auf unseren Plakaten sind Mitarbeiter."

Neben den drei medizinischen Schwerpunkten Orthopädie, Kardiologie und Gefäß- und Endovaskularchirurgie sei strategisch vor allem die Pflege auf allerhöchstem Niveau wichtig für die optimale Betreuung von Patienten innerhalb des Belegarztsystems der Frankfurter Kliniken.

Die mit 99 Prozent praktisch ausnahmslos examinierten Pflegekräfte sicherten dabei die Qualität und seien die größte Personalgruppe der Kliniken, wie Friers verdeutlicht. "Im ersten Jahr der Kampagne werben wir vor allem um examinierte Pflegekräfte für den Stations- und Funktionsdienst." Ohne Frage spreche die Kampagne, für die die Kliniken positive Rückmeldungen erhalten hätten, auch andere Berufsgruppen an.

Kampganen-Microsite etabliert

Um die potenziellen Bewerber bestmöglich zu erreichen, setzten die Kliniken auf verschiedene moderne Kommunikationskanäle. So sei unter www.teamgeist-erleben.de eigens eine Kampagnen-Microsite eingerichtet worden, die flankiert werde über Image-Videos zur Kampagne im YouTube-Kanal der Kliniken. Eine Besonderheit des Image-Videos sei gewesen, wie Friers betont, dass die Mitarbeiter kein Drehbuch erhalten hätten, sondern alle Ideen direkt aus ihren Reihen gekommen seien.

Nach Angaben des Employer Branding Report 2011 der Jobplattform StepStone setzen zwei Drittel der Unternehmen weniger als 20 Prozent ihres Personalkommunikationsbudgets für das Employer Branding ein.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung