Ermittlungen

Krankenpfleger im Saarland unter Mordverdacht

Ein Ex-Krankenpfleger im Saarland steht unter mehrfachem Mordverdacht. Er soll Patienten mit Medikamenten getötet haben.

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SAARBRÜCKEN. Ein Ex-Krankenpfleger im Saarland steht unter mehrfachem Mordverdacht. Er soll Patienten mit Medikamenten getötet haben. Motiv war vermutlich der Wunsch, selbst Reanimationsmaßnahmen durchzuführen. Dafür spricht, dass er auch einmal als falscher Arzt aufgetreten war.

Wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ bestätigte, wird gegen den 27-Jährigen seit einem Vorfall im rheinland-pfälzischen Saarburg im Juni 2016 ermittelt. Damals sei er in den frühen Morgenstunden mit Notarztjacke, Defibrillator und einem Monitor auf der internistischen Intensivstation des Krankenhauses aufgetaucht und habe behauptet, er müsse eine besondere Untersuchung vornehmen. Dies habe ohne Patientenkontakt zu seiner vorläufigen Festnahme geführt.

Bei einer telefonischen Überprüfung habe sich herausgestellt, dass der Beschuldigte seit einigen Wochen als Pfleger auf der Intensivstation der Uniklinik Homburg beschäftigt war und zum vorgesehenen Nachtdienst nicht erschienen sei. Zudem seien in Homburg bereits interne Ermittlungen wegen des Verdachts geführt worden, dass der Mann einer Patientin ein nicht verordnetes Medikament verabreicht habe.

Verdacht erhärtet sich

Weitere Ermittlungen führte die Staatsanwaltschaft an seine vorherige Arbeitsstelle an der SHG-Klinik Völklingen, wo er von Januar 2015 bis März 2016 beschäftigt war. Dabei nahm der Fall immer größere Dimensionen an. Inzwischen wurden bei sechs von bisher sieben durchgeführten Exhumierungen und Obduktionen die Wirkstoffe Ajmalin, Flecainid und Midazolam gefunden, die ärztlich nicht verordnet waren, aber zum Tod führen können.

Damit lautet der Verdacht derzeit auf Mord in fünf Fällen und Mordversuch in zwei Fällen. Die Ermittler vermuten, dass der Mann bei den Patienten einen reanimationspflichtigen Zustand herbeiführen wollte, um dann selbst Maßnahmen durchführen zu können. Bislang äußerte sich der Beschuldigte nicht zu den Vorwürfen.

Derzeit geht von dem examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger keine Gefahr aus: Wegen Betrugs sitzt er eine dreijährige Haftstrafe ab. Nun wird auch geprüft, ob es an früheren Arbeitsstellen in Hessen zu ähnlichen Fällen gekommen ist. (kud)

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