Anlagenkolumne

Krisengewinner haben kurze Beine an der Börse

In den Industriestaaten ist dank hoher Impfquoten ein Ende der Pandemie abzusehen. Jetzt heißt es für Anleger, sich von den Aktien der Krisen-Profiteure zu verabschieden.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

Der Video-Kommunikationsanbieter Zoom, der Lebensmittel-Lieferservice HelloFresh, die Internet-Warenhäuser Amazon und Zalando, die Paketdienstleister Deutsche Post und UPS – sie alle waren in den vergangenen 18 Monaten Gewinner der Corona-Pandemie. Angst vor Infektionen und staatlich verhängte Lockdowns ließen weltweit die Menschen online einkaufen. Geschäftsbesprechungen und Konferenzen fanden nur noch virtuell über das weltweite Datennetz statt. Das hat die Aktienkurse dieser Unternehmen seit Ausbruch der Pandemie zu Beginn des vergangenen Jahres massiv in die Höhe getrieben. Doch seit gut vier Wochen ist die Party vorbei. Die UPS-Aktie hat von Mitte September bis Mitte Oktober mehr als fünf Prozent verloren, das Amazon-Papier über sechs Prozent, das der Deutschen Post mehr als acht Prozent, HelloFresh gar über 13 Prozent und die Zalando-Aktie sogar mehr als 20 Prozent.

Der Grund dafür sind die massiven Impffortschritte in den Industrienationen. Zwar hat das Virus weltweit bislang mehr als 4,5 Millionen Menschen das Leben gekostet. Doch die Vakzine haben dem Erreger seinen tödlichen Stachel genommen. Immer mehr Staaten mit hoher Impfrate fahren deshalb die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie herunter oder heben sie sogar ganz auf. Die Leute gehen wieder einkaufen, besuchen Restaurants, kommen persönlich zu Meetings zusammen. Die Sonderkonjunktur der Internet-Dienstleister und ihrer Lieferanten neigt sich dem Ende.

Profiinvestoren stoßen deshalb diese Papiere nun ab, um Gewinne mitzunehmen. Anleger, die noch in diesen Papieren investiert oder Anteile an Fonds halten, die diese Aktien in ihrem Portfolio haben, sind daher mit der Frage konfrontiert, ob sie diese Titel oder Fondsanteile nun verkaufen sollen. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Denn niemand weiß, wie tief die Aktienkurse dieser Unternehmen fallen werden. Sicher ist nur eines: Die Profiinvestoren, die jüngst die Verkaufswelle bei diesen Aktien ausgelöst haben, werden später, bei deutlich tieferen Kursen, wieder in diese Werte einsteigen. Denn langfristig wird der Internet-Handel weiter wachsen – und damit auch das Geschäft der Paketdienste.

Die wichtige Lektion für Anleger: Börsentrends, die in Krisen geboren werden, währen nur so lange, wie eben diese Krisen. Wer sein Geld auf Krisentitel setzt, muss konsequenterweise diese temporären Gewinner rechtzeitig wieder abstoßen, um seinen Börsenertrag zu optimieren.

Richard Haimann ist freier Wirtschaftsjournalist in Hamburg. Er schreibt über Finanzthemen für in- und ausländische Publikationen.

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